Vitaminbombe – Früchtebilder von Picasso bis Warhol

13.2. – 29.5.2016 | Kunsthalle in Emden

Alles nette Früchtchen
Die Sammlung Rainer Wild in der Kunsthalle Emden

Man kann fast sicher sein: Die Pressemitteilung der Kunsthalle Emden, soweit sie übers Internet verbreitet wurde, hat wohl bei der NSA für helle Aufregung gesorgt, denn der Titel der Ausstellung “Vitaminbombe” ist geeignet, alle jene hellhörig werden zu lassen und auf den Plan zu rufen, die für die Abwehr von Anschlägen zuständig sind. Nun geht es bei der Ausstellung der Sammlung Rainer Wild nicht um Explosivstoffe und auch niemand plant Ungesetzliches, aber es ist schon etwas besonderes, sich in der Kunst ausschließlich mit Früchten zu beschäftigen.

Bei Professor Rainer Wild ist das fast berufsbedingt erfolgt, denn zunächst interessierte ihn das Thema Frucht nur rein wissenschaftlich. Wie er selbst meint, aß er abgesehen davon stets gerne Früchte, aber ihn faszinierte auch die pharmakologische und toxikologische Wirkung von Früchten, so dass er sich mit ihren Inhaltsstoffen und ihrer chemischen Zusammensetzung beschäftigt hat, denn 1975 trat in in das Unternehmen Rudolf-Wild-Werke ein, in welchem natürliche Inhaltsstoffe und Produkte für die Lebensmittelindustrie entwickelt werden. Wild wurde bei dieser Tätigkeit zu einer Art Chefeinkäufer und Früchtesucher. Durch die zahlreichen „Fruchtreisen” auf der ganzen Welt hat sich zwischenzeitlich ein enormes fachspezifisches Wissen angesammelt. Zudem war sein Elternhaus sehr kunstaffin. Regelmäßig wurde dort musiziert und Vater Wild besaß selbst eine reichhaltige Kunstsammlung, durch die der Junior schon frühzeitig den Sinn und Wert von Kunst positiv erfahren konnte. Seine Mutter pflegte ihrerseits eine Liebe zu Porzellan, die eine umfangreiche Sammlung von Meissener Porzellan mit Fruchtmotiven entstehen ließ.

Die “Fruchtsammlung” von Rainer Wild hat inzwischen eine vierzig jährige Geschichte, in welcher die einzelnen Stücke zusammen getragen wurden und sich tatsächlich ausnahmslos mit dem Abbild der Frucht in der Kunst beschäftigt. Anfangs noch kaufte Wild fast wahllos aus jeder Epoche Kunst, soweit sie eine Frucht darstellte. Bald bemerkte er jedoch, dass dies sich ins Uferlose entwickelt, so dass er beschloß, sich in seiner Sammeltätigkeit auf ein Jahrhundert zu beschränken und da lag das 20. Jahrhundert am nächsten, so dass er sich folglich auf dieses konzentrierte und die zeitgenössische Kunst mit einschloß.

Die aktuelle Ausstellung in der Emdener Kunsthalle präsentiert eine so hochkarätige wie reizvolle Auswahl aus dieser Sammlung, die annähernd 300 Gemälde und Zeichnungen, Aquarelle und Grafiken sowie plastische Arbeiten umfasst. „Die Freude über einen passenden Fund auf dem eigenen Sammelgebiet ist einfach größer, als wenn man nur nach dem reinen Geschmacksprinzip sammelt“, erklärt Rainer Wild aus eigener Erfahrung.

Den Ausgangsbestand der Sammlung Dr. Rainer Wild bilden mehrere Werke aus dem Expressionismus: Christian Rohlfs, Karl Schmidt-Rottluff, Max Pechstein, Emil Nolde und Alexej von Jawlensky. Hinzugekommen sind in den Jahren so faszinierende Künstler wie Lucian Freud, Rainer Fetting, Elvira Bach, Georg Baselitz und Jörg Immendorf sowie weitere Werke zahlreicher zeitgenössischer Künstler wie Fernando Botero, Tony Cragg, Mel Ramos, Julian Schnabel, Gavin Turk und Marc Quinn.

 

Text: Bence Fritzsche / ka47 | Bild: Kunsthalle in Emden
Externer Link: Kunsthalle Emden

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen