Artsplash | Omar Sy brilliert in der Rolle des „Monsieur Chocolat“

Artsplash 19.05.2016

Chocolat (© DCM Film Distribution GmbH)

Ja, die Franzosen beherrschen ihr Handwerk, wenn es um die Verfilmung eines historischen Stoffes geht. Davon kann man hierzulande nur träumen, am Horizont taucht da gerade „Lou Andreas-Salomé“ auf, demnächst im Kino zu sehen. Mehr dazu, wenn der Film in Deutschland startet. Omar Sy hat einen aalglatten Karrierestart hingelegt, denn berühmt wurde der farbige Franzose  mit „Ziemlich beste Freunde“. Neben „Manche mögen´s heiß“ mit der göttlichen Marilyn Monroe mein absoluter persönlicher Lieblingsfilm. Wer „Ziemlich beste Freunde“ noch nicht kennt – unbedingt anschauen!

Chocolat (© DCM Film Distribution GmbH)
Chocolat (© DCM Film Distribution GmbH)

Ich war nach den ersten Minuten bei der Pressevorführung in Leipzig total skeptisch, wie dieser Film überhaupt funktionieren kann, sprich, sein Publikum in den Bann zieht. Historische Stoffe können oftmals sehr zäh sein, aber dank Omar Sy als „Monsieur Chocolat“ und dem hervorragenden James Thierrée als Footit gelingt Regisseur Roschdy Zem ein berührender Film über den Aufstieg und Fall des ersten farbigen Clowns in Frankreich und Europa – Josefine Baker war nicht die erste farbige Künstlerin auf den Brettern in Paris.

In einem kleinen schäbigen, kurz vor dem Ruin stehenden Wanderzirkus in der Provinz, versucht der abgehalfterte Clown Georges Footit, den Zirkusdirektor (Frédéric Pierrot) davon zu überzeugen, ihn zu engagieren. Die Zeiten lechzen nach neuen Attraktionen und Footit gehört definitiv nicht dazu. Aber der einst gefeierte Clown macht eine Entdeckung, Kananga. Der junge Afrikaner, der eigentlich Raphael Padilla heißt, fühlt sich beim Zirkus recht wohl, auch wenn er nur als Exot samt Affen vorgeführt wird. Papiere hat der Afrikaner, der aus seinem Land geflohen ist, nicht. Footit sieht allerdings das Potenzial, was in Raphael steckt. Der Zirkusdirektor lässt sich gegen den Willen seiner Frau (Noémie Lvovsky) von Footit von der gemeinsamen Nummer mit Kananga überzeugen und der Besuch der Vorstellungen steigen rapide an. Das ruft Joseph Oller (Olivier Gourmet) auf den Plan, der in Paris einen Zirkus unter festem Dach betreibt. Nun muss nur noch ein Name für Raphael her: Monsieur Chocolat. Klar wird er in den gemeinsamen Auftritten zum Depp abgestempelt, aber die Kasse stimmt. Beide verdienen hervorragend, aber Raphael ist ein Spieler.

Chocolat (© DCM Film Distribution GmbH)
Chocolat (© DCM Film Distribution GmbH)

Der hochgewachsene Afrikaner lernt die hübsche Marie (Clotilde Hesme) kennen. Eigentlich war die Zirkusreiterin Camille (Alice de Lencquesaing) seine große Liebe, aber in Paris ist sie verblasst.
Der Erfolg des „schwarzen Neger“ ruft vor allem Neider auf den Plan. Footit, eigentlich höchst rational eingestellt, begreift nicht, dass er Raphael in eine Ecke abgestempelt hat, in die er nicht gehört. Als Raphael in einer gezielten Aktion – die Neider – von der Polizei nach seinen Papieren gefragt und dann abgeführt wird, setzt sich der Clown für ihn ein. Doch Raphael, der in Frankreich eine neue Heimat gefunden hat, lernt die Schattenseite seiner Hautfarbe kennen. Auf der Bühne gefeiert, schrubben die Polizisten seinen Rücken blutig, denn er soll „sauber“ werden.

„Monsieur Chocolat“ ist ein höchst einfühlsames Drama, dass dem ersten farbigen Clown in Europa ein Denkmal setzt. Großartig gespielt, zeigt es auch das Scheitern von Raphael, der als Schauspieler ernst genommen werden wollte Das blieb diesem Ausnahmekünstler verwehrt. Er war seiner Zeit schlichtweg voraus.

Kinostart in Deutschland ist der 19. Mai 2016.

 

Text: Nadja Naumann | Bild: DCM Film Distribution GmbH
Externer Link: DCM Film Distribution GmbH

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