von Mathias Fritzsche //
Groß ist das Jammern: Alles sei schon mal dagewesen, etwas wirklich Neues könne es in der Kunst gar nicht mehr geben. Aber, der Gedanke sei erlaubt, muss es ständig etwas Neues geben? (Ohne dass damit zugegeben sei, dass es nichts Neues geben wird …) Kann es nicht manchmal reichen, dass alte Ideen zeitgemäß weiterentwickelt werden? Gewissermaßen alter Wein in neuen Schläuchen, auf dass er noch besser werde. Zum Beispiel das Readymade, 1917 von Marcel Duchamps erstmals präsentiert, findet in Thorsten Brinkmann seinen kongenialen Bruder im Geiste.
Der 1971 geborene Thorsten Brinkmann studierte zuerst visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel, dann Bildende Kunst an der Hamburger HfBK, wo er letztlich 2004 in der Meisterklasse bei Prof. Franz Erhard Walther sein Studium beendete. Zweierlei zeichnet Brinkmanns Kunst aus: Zum einen sein wohl unerschöpflicher Vorrat an gefundenen Objekten – mancher würde wohl Müll dazu sagen, aber das trifft es ganz und gar nicht – und zum anderen seine Fähigkeit, Dinge so miteinander zu kombinieren, dass man denkt, sie seien füreinander gemacht.
Müll wird bei Brinkmann also nicht nur wiederverwendet, sondern gar zu Kunst veredelt. Doch daneben gibt es weitere Aspekte in seiner Kunst, die einer Erwähnung wert sind. Denn Thorsten Brinkmann erhebt den „Müll“ nicht nur zur Kunst, sondern sortiert ihn auch noch in die Kunstgeschichte ein: Viele seiner Werke kommen einem vertraut vor, denn er verwendet geschickt ikonografische Elemente der Porträtmalerei und durchaus auch kunsthistorische Vorbilder.
Einige seiner Fotografien zeigen ihn selbst, verkleidet mit Kleidern und Findlingen, stets jedoch ohne Gesicht, da dieses immer verdeckt ist. Er selbst nennt das passend „Ausdrucksprothese“ – mal trägt er einen Eimer auf dem Kopf, mal einen Koffer oder Kopfkissenbezug, gewiss ist aber, dass er als Person hinter sein Kunstwerk tritt, obwohl es sich um Selbstporträts handelt. Seine Skulpturen hingegen sind komplett aus gefundenen Materialien, mal Menschen nachahmend, mal völlig aberwitzig.
Im Kunsthaus Stade erhält man nun die Möglichkeit, einen umfassenden Blick auf das vielfältige Werk des Künstlers zu werfen: Eine große Auswahl an Fotografien, Filmen und Skulpturen aus seiner ganzen Schaffenszeit ist auf drei Etagen zu sehen.
Thorsten Brinkmann
21.10.2017 – 4.2.2018, Kunsthaus Stade
Wasser West 7, D-21682 Stade
Tel.: +49-4141-7977320
Di – Fr 10 – 17 Uhr, Mi 10 – 19 Uhr, Sa + So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 4 €
www.museen-stade.de
Text aus der kunst:art 57
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