Lichtparcours Braunschweig 2016

11.6. – 22.9. 2016 | Lichtparcours Braunschweig

15 Kunstwerke – 4 Monate – 24 Stunden – 1 Stadt

Vom 11. Juni bis zum 22. September findet die vierte Auflage des Braunschweiger Ausstel-lungsformats Lichtparcours statt. In der Auseinandersetzung mit der städtischen Geografie und Geschichte entwickelte eine Auswahl internationaler Künstlerinnen und Künstler neue Arbeiten, denen unterschiedliche Strategien der Intervention in den öffentlichen Raum zu-grunde liegen. Die thematisch vielfältigen Positionen verbindet ihre 24-stündige Rezipierbar-keit: Im Wechselspiel mit den natürlichen Lichtverhältnissen sind alle Arbeiten bei Tag und bei Nacht wahrnehmbar. Der Ausstellungsparcours, der teilweise am Fluss Oker entlang-führt, bietet zwölf neu konzipierte und drei permanent im Stadtraum installierte Werke.
Ein besonderes Interesse an der Verschränkung von Licht und architektonischem Raum verbindet die Arbeiten von Kai Schiemenz (*1966 in Erfurt), Elín Hansdóttir (*1980 in Reykjavík) und Thilo Frank (*1978 in Waiblingen). Spiegelnd und reflektierend verweist Kai Schiemenz’ Skulptur Bastion Beauté auf die Spuren einer historischen Befestigungs-anlage. In der Arbeit Cast von Elín Hansdóttir fungiert die architektonische Form als Filter von Straßenlichtern passierender Fahrzeuge. Das Zusammenspiel von Licht und Schatten bzw. Materie und Leerstelle interessiert auch Thilo Frank: Gestalt und Dimension seiner raumgreifenden Installation werden von wechselnden Sonnenständen bestimmt.

Zwei weitere Positionen sind in der unmittelbaren Auseinandersetzung mit bestehenden Architekturen entstanden. Während das niederländische Künstlerduo Studio Drift die Struktur eines verlassenen Kornspeichers in einer aufwendigen Projektion nach Außen trägt, okkupiert Kevin Schmidt (*1972 in Vancouver) ein leer stehendes Gartenhaus und dekonstruiert hier die Grenze zwischen privatem und öffentlichem Raum. Auch in Alfredo Jaars (*1956 in Santiago de Chile) konzeptuell angelegter Arbeit Kultur = Kapital wird die urbane Stadtlandschaft als soziopolitischer Repräsentationsort verstanden und hinterfragt.

Dass Kunst aber auch eigene soziale Räume erschaffen kann, beweisen die Beiträge von Tobias Rehberger (*1966 in Esslingen) und den Studierenden der TU Braunschweig unter der Leitung von Bernd Schulz und Tomás Saraceno. Am John-F.-Kennedy-Platz positioniert, bringt Rehberger mit seinem Kunstimbiss BEI PESS u. PUSE ein Stück Ki-osk-Kultur an die Verkehrskreuzung als Ort des Transits. Die Architektur Satelliten, die eine Contact-Station und zwei schwimmfähige Inseln umfasst, versteht sich hingegen als Plattform für Konzerte, Lesungen und Screenings.

Björn Dahlems (*1974 in München) fragil im Raum schwebende Skulptur erzählt von kosmischen Himmelskörpern und weit entfernten Galaxien. Die benachbarte Drachenbrü-cke wird in einer Installation von Danica Dakić (*1961 in Sarajevo) verfremdet und in ein momenthaft aufblitzendes Auge verwandelt.
In der Annäherung an die „Hütte“ von Andreas Fischer (*1972 in München) entwickelt sich ein Dialog zwischen kinetischem Lichtkörper und Besucher. Von einer ungewöhnli-chen Begegnung von Tier und Technik zeugt hingegen Michael Sailstorfers (*1979 in Velden, Vils) zweiteilige Installation Solarkatze. Auf einem fast sechs Meter hohen Sockel platziert, richtet eine in Bronze gegossene Katze stoisch ihren Blick in Richtung des Lichts einer Straßenlaterne.

Zum Lichtparcours findet ein umfangreiches Begleitprogramm statt: Bei der Filmreihe Artist’s Choice stellen die Künstlerinnen und Künstler ihre Lieblingsfilme vor, es werden Lichtpar-cours-Spaziergänge mit Persönlichkeiten aus der Region Braunschweig angeboten, Konzer-te sowie Lesungen direkt am Kunstwerk, ein Kinderprogramm und vieles mehr. Die Ausstel-lung lässt sich individuell und im Rahmen von Führungen besuchen. Das abwechslungsrei-che Führungsangebot des Braunschweiger Stadtmarketings ermöglicht einen tiefergehenden Einblick in die künstlerische Arbeitsweise der beteiligten Künstlerinnen und Künstler. Unter fachkundiger Begleitung können die Werke in bis zu elf Führungen täglich vom Boot oder Floß, zu Fuß oder mit dem Segway oder Fahrrad erkundet werden.

Am 22. September haben die Besucher ein letztes Mal die Möglichkeit, den Lichtparcours zu erleben. Von 17.00 bis 22.00 Uhr wird der Abschluss des Lichtparcours von einem vielseiti-gen Rahmenprogramm an allen Standorten der Kunstwerke begleitet. Das Angebot reicht von musikalischen und literarischen Darbietungen bis hin zu der spielerischen Auseinander-setzung mit dem Thema Licht für die kleinen Besucher.

Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler: Danica Dakić (*1961 in Sarajevo), Andreas Fischer (*1971 in München), Elín Hansdóttir (*1980 in Reykjavík), Alfredo Jaar (*1956 in Santiago de Chile), Tobias Rehberger (*1966 in Esslingen), Michael Sailstorfer (*1979 in Velden, Vils, Deutschland), Kai Schiemenz (*1966 in Erfurt), Kevin Schmidt (*1972 in Van-couver), Björn Dahlem (*1974 in München), Thilo Frank (*1978 in Waiblingen, Deutschland), Studio Drift (Lonneke Gordijn *1980 in Alkmaar, Niederlande; Ralph Nauta *1978 born in Swindon, Großbritannien) und Studierende der TU Braunschweig unter der Leitung von Bernd Schulz u. Tomás Saraceno (Kooperation mit der TU Braunschweig und der Initiative Sandkasten – selfmade campus). Permanente Installationen: Yvonne Goulbier (*1953 in Hannover), Fabrizio Plessi (1940 in Reggio nell’Emilia, Italien) und Mark Dion (*1961 in New Bedford, USA).

Text: Lichtparcours Braunschweig | Foto: Lichtparcours Braunschweig

Externer Link: Lichtparcours Braunschweig

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