Lisa Kränzler. Werner Stober Kunstpreis

9.2. – 7.5.17 | Städtische Galerie Karlsruhe

Der Kunstpreis der Werner-Stober-Stiftung für das Jahr 2016 wird an Lisa Kränzler, Absol­ven­tin der Staat­li­chen Akademie der Bil­den­den Künste Karlsruhe, verliehen. Die Auswahl für dieses S­ti­pen­dium trafen Mitglieder des Profes­so­ren­kol­le­gi­ums der Aka­de­mie.

Lisa Kränzler, 1983 in Ravensburg geboren, studierte von 2005 bis 2010 an der Staat­li­chen Akademie der Bildenden Künste ­Karls­ruhe bei Anselm Reyle, Prof. Günter Umberg, Andreas Karl ­Schulze, Rainer Splitt und Prof. Tatjana Doll. 2011 war sie Meis­ter­schü­le­rin von Tatjana Doll.

Lisa Kränzler ist als Malerin wie auch als Schrift­stel­le­rin tä­tig. 2012 veröf­fent­lichte sie ihren ersten Roman “Export A”. Im selben Jahr gewann sie beim Bachmann-Wettbewerb den 3sat-Preis für einen Auszug aus “Nach­hin­ein”, ihrem zweiten Ro­man, der 2013 erschien. Das Buch stand auch auf der Short­list ­für den Preis der Leipziger Buchmesse 2013 und wurde mit dem Mär­ki­schen Stipendium 2014 ausge­zeich­net. 2014 schließ­lich ­folgte ihre Veröf­fent­li­chung “Licht­fang”. Lisa Kränzler, die an der Freiburger Außen­stelle der Karlsruher Kunst­aka­de­mie ihr Stu­dium absol­vierte, wurde 2014 auch mit dem Rein­hold-Schneider-Förder­preis, dem Nachwuchs-Kultur­preis der Stadt Freiburg, geehrt. Das Museum für Literatur im Prinz-Max-Palais Karlsruhe zeigte 2016 die erste große Ein­zelaus­stel­lung “Fetzen” der Künstlerin Lisa Kränzler.

Der Stober-Preis ist die erste Auszeich­nung, die Lisa Kränz­ler ­aus­drück­lich für ihr künst­le­ri­sches Werk erhält. Sie lebt und ar­bei­tet in Karlsruhe. Das Schreiben bestimmt auch einen Teil der Arbeiten, die Lisa Kränzler nun in ihrer Präsen­ta­tion mit dem Titel KUX zum Kunstpreis der Werner-Stober-Stiftung in der Städ­ti­schen Galerie Karlsruhe zeigt. Jedes Blatt ihrer 110-teiligen, durch­num­me­rier­ten Serie KUX wird zunächst in eine ­me­cha­ni­sche Schreib­ma­schine einge­spannt und beschrif­tet. Dann sind die Arbeiten für zeich­ne­ri­sche Eingriffe bereit. Es werden ­ge­schwärzte Worte, Sätze, Zeilen zu Bildele­men­ten. “Zeich­nun­gen auf der Basis von Text”, “Zeichen-Zeich­nun­gen”, “Zettel” oder “­Fet­zen” nennt Lisa Kränzler diese Blätter, die sowohl gelesen als auch wie ein Bild betrachtet werden können. Setzt man die 110 Einzel­teile lesend (bzw. betrach­tend) zusammen, erhält man ein (Bau)-Teil ihrer “Riesen­schreib­ma­schi­ne”. Die Idee der “Rie­sen­schreib­ma­schi­ne” verfolgt die Künstlerin schon seit ihrer ­Stu­di­en­zeit. Sie ist zum einen von geplanter Dinghaf­tig­keit, indem diese von solchen Ausmaßen sein soll, dass sie mit der Kraft des ganzen Körpers bedient werden kann. Zum anderen um­fasst sie ein äußerst komplexes Denkge­bäude, dem Lisa Kränz­ler ­zu­sam­men mit Tomaso Carnetto, dem Leiter der Frank­fur­ter Visual A­ca­demy of Art, ein umfas­sen­des schrift­li­ches Manifest gewid­met hat, das im Verbrecher-Verlag erschienen ist. “Kränzler und Car­netto verweben in ihrem Manifest die Kunst mit dem Leben, den Text mit dem Körper, sie schaffen die Handschrift ab, um das Text­schrei­ben in eine Choreo­gra­fie verwandeln zu können”, schreibt Jörg Sudermeier zu der Veröf­fent­li­chung. Dabei befin­den ­sich die beiden Künstler in stetem Dialog, aus dem sich das ge­dank­li­che Konstrukt zur “Riesen­schreib­ma­schi­ne” entwickelt.

Davon, dass Lisa Kränzler in ihrer Serie zum Lesen und Schau­en ­glei­cher­ma­ßen auffordert, erzählt auch der Ausstel­lungs­ti­tel ­KUX, der “zum Kucken” animieren soll. Doch für die Künst­le­rin und Autorin, die mit KUX die Augenhöhle eines roten “Schä­del­bergs” beschrif­tet, ist die Buchsta­ben­kom­bi­na­tion mehr als doppel­sin­nig. Das Wort KUX, das auch einen Teil-Stollen im Bergbau bezeichnet, gerät zu einem Gedan­ken­berg, der sich Teil für Teil wie die ausge­stell­ten Arbeiten zusam­men­fügt. Der Teil jenes “Stollens” führt die Künstlerin auch zu sich selbst, zu ihrem Namen zurück: Denn “Kränzler” wurden einst jene Menschen ­ge­nannt, die Kuxe, die einzelnen Stollen-Teile, als Be­tei­li­gun­gen gegen Rendite unter die Leute brachten.

Was überaus konzep­tio­nell klingt, soll jedoch für Lisa Kränz­ler das Gegenteil darstellen. In ihre vielschich­tige Gedan­ken­welt ein­zut­au­chen ist für den Betrachter nur ein Angebot. So hofft die Künstlerin, dass “jedes Ding seine eigene Präsenz hat und seine Wirkung auch ohne die Geschichte entfaltet”. Ihr kommt es auf die “Wahr­neh­mung” an, “auf die Kraft von Wort und Farbe”. Ihrer Folge KUX stellt sie deshalb in der Ausstel­lung noch ­groß­for­ma­tige Arbeiten auf Papier mit Lack und Tusche zur Seite, die zum unbefan­ge­nen Umgang mit der Kunst der Malerin und Schrift­stel­le­rin geradewegs einladen.

Die Ausstel­lung KUX mit den Arbeiten von Lisa Kränzler wird im ersten Oberge­schoß der Städti­schen Galerie Karlsruhe gezeigt. Die Verleihung des Kunst­prei­ses der Werner-Stober-Stiftung 2016 ­fin­det während der Eröffnung der Ausstel­lung am Mittwoch, 8. Februar 2017, um 19 Uhr statt.

Die Werner-Stober-Stiftung ist eine rechts­fä­hige Stiftung des pri­va­ten Rechts mit Sitz in Karlsruhe. Der 1990 verstor­be­ne ­Karls­ru­her Architekt Werner Stober hat zugleich mit seinem Tes­ta­ment in einer Satzung die Aufgaben der von ihm gegrün­de­ten ­Stif­tung festgelegt. Die Stiftung verfolgt gemäß §2 dieser ­Sat­zung die folgenden Zwecke: “Unter­stüt­zung alter, hilfs­be­dürf­ti­ger Menschen, Förderung der Ausbildung und An­er­ken­nung von Leistung und Kreati­vi­tät durch Zuwen­dun­gen, Stipen­dien oder Preise in Schulen, Wissen­schaft, Archi­tek­tur und Kunst sowie im mittel­stän­di­schen Bereich von Industrie und Hand­werk, insbe­son­dere in der Holz-, Kunststoff- und Glas­ver­ar­bei­tung”.

 

Text: Städtische Galerie Karlsruhe | Foto: Städtische Galerie Karlsruhe
Externer Link: Städtische Galerie Karlsruhe

 

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