Ehrwürdige Technik, wiederbelebt – Das Atelier für Radierung Leipzig im Museum Angerlehner

11.3. – 24.9.2017 | Museum Angerlehner

 

von Dr. Milan Chlumsky //

Vlado Ondrej wurde 1962 in Bardejov, der „gotischsten“ Stadt der Slowakei geboren. Schon als Kind bewunderte er Illustrationen in Zeitungen und Zeitschriften und begann sehr früh, sie zu kopieren. Bald fielen ihm noch kompliziertere Zeichnungen aus illustrierten Büchern in die Hände, die sich nicht so einfach nachahmen ließen. Die Entscheidung war gefallen – Ondrej wollte Kunst studieren. Doch in der Nähe seines Geburtsortes gab es keine Möglichkeit dazu. Schließlich bekam er einen Studienplatz an der Burg Giebichenstein in Halle. Der Schritt an die Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig schien vorgezeichnet, der spätere Meisterschüler von Professor Heissig ist in Leipzig heimisch geworden. Zunächst unterrichtete er Radierung an der Burg Giebichenstein, doch bald wurde ihm klar, dass ihm seine eigene Arbeit im Atelier wichtiger ist.

2009 gründete Vlado Ondrej das Atelier für Radierung in Leipzig, wobei ihn seine Frau Maria tatkräftig unterstützte. Sie selbst hat ebenfalls an der Burg Giebichenstein Plastik und Keramik studiert und sich nebenbei für die Fotografie interessiert. Verschiedene Aspekte der Analog- und Digitaltechnik spielten bei der Gründung eine Rolle. Während die klassische Radierungstechnik immer wieder eine Zink- oder Kupferplatte für das druckgrafische Erzeugnis benutzt, haben die digitalen Techniken etwa der Fotografie damit zu tun, dass sich beispielsweise bei der Herstellung von „Cliché verre“, also einem zwischen Fotografie und Druckgrafik in der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten Verfahrens, vieles verändert – der französische Maler Camille Corot gehörte zu den ersten, die diese Technik nutzten.

Da diese Technik aus der Mode kam, haben die Künstler um Vlado umd Maria Ondrej damit begonnen, ausgiebige Recherchen und unzählige Versuche zu unternehmen, bis sie zu ähnlichen Ergebnissen kamen wie die Künstler der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Über zwei Jahre haben sie sich mit dieser Technik auseinandergesetzt, um schließlich die Ergebnisse in der Ausstellung „Cliché verre reloaded“ zu präsentieren. Geladene Künstler wie Tilo Baumgärtner (D), Wednesday Farris (USA), Christoph Ruckhäberle (D – der selbst in den USA Trickfilmtechnik studierte), Matthias Weischer (D) und Zafos Xagoraris (GR) haben bei der Ausstellung mitgewirkt.

Die gleichen Prämissen gelten für die Publikationen (und editierten Arbeiten), die das Atelier für Radierung in den letzten Jahren verließen. Die Komponente Zeit ist dabei entscheidend, denn in vielen Fällen werden auch internationale Spezialisten zu Rat gerufen. Die Künstler selbst entwickeln durch Experimente die wiederbelebten Techniken weiter.

So ist die jetzige Präsentation der Arbeiten des Ateliers für Radierung im Museum Angerlehner eine kleine Auswahl von Arbeiten eines 64 Personen zählenden Künstlerkollektivs aus 14 Ländern, die sich mit  der Radierungstechnik auseinandergesetzt haben.

 

Text aus der kunst:art 55

 

Jetzt Druck machen aus dem Atelier für Radierung Leipzig Vlado und Maria Ondrej

11.3. – 24.9.2017, 10Museum Angerlehner

Ascheter Straße 54, A-4600 Thalheim bei Wels

Tel.: +43-7242-2244220

Sa + So 10 – 18 Uhr

Eintritt: 10 €, erm. 8 €

www.museum-angerlehner.at

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