
von Greta Sonnenschein //
Manch einer ist in vielerlei Hinsicht talentiert. Genauso einer war der 1881 in New York geborene, aber in Wuppertal und Barmen aufgewachsene Avantgardekünstler Adolf Erbslöh. In vielen weiteren Städten beheimatet, spiegelt sich diese Weltoffenheit in seiner Kunst wider. Die Begabungen von Erbslöh betreffen zum einen sein eigenes künstlerisches Schaffen und zum anderen die Gabe, Menschen zusammenzubringen und zusammenzuhalten. Der Bereicherung für die Kunst-Welt um 1900 durch seine Person wird in der Ausstellung „Adolf Erbslöh – der Avantgardemacher“ im von der Heydt-Museum in Wuppertal Ausdruck verliehen. Adolf Erbslöh kam aufgrund der kaufmännischen Tätigkeit seines Vaters mit sechs Jahren nach Barmen. Sein Interesse und seine Freude an der Malerei entwickelten sich bereits während seiner Schulzeit. Wie Franz Marc oder Claude Monet war auch Adolf Erbslöh in seinen frühen Jahren sowohl von der Freilichtmalerei des 19. Jahrhundert als auch vom Impressionismus beeinflusst. 1904 wechselte Erbslöh von der Karlsruher Akademie an die Kunstakademie nach München, wo der junge Künstler auf ein vielfältiges Kollegium traf. Denn das beginnende 20. Jahrhundert war im deutschsprachigen Raum, gerade im Austausch mit Frankreich oder Russland, ein Hort sich gegenseitig bereichernder und rivalisierender Kunstschaffender, vor allem aber unterschiedlichster künstlerischer Entstehungsprozesse.
Bei seinen Reisen innerhalb Deutschlands oder Frankreichs wurde Erbslöh im Zuge von Ausstellungen, Kunstmagazinen oder Kontakten zu Museumsdirektoren und Galeristen auf Werke von Henri Matisse, Paul Gauguin oder dem bereits 1906 verstorbenen Paul Cézanne aufmerksam. Durch die neue Art der Darstellung in ungebrochenen, leuchtenden Farben, die meist in großer Fläche nebeneinander gesetzt wurden, war Erbslöh inspiriert. Diese künstlerische Auseinandersetzung und die daraus resultierende stete eigene Weiterentwicklung finden sich in seinen Bildern wieder, was in der Schau in Wuppertal anhand einer chronologischen Begleitung leicht nachvollziehbar ist. Erbslöh gehört zum Kreis von Kunstschaffenden wie Marianne von Werefkin, Alexej Jawlensky, Wassily Kandinsky oder auch Gabriele Münter. Er war dann auch die treibende Kraft bei der Gründung von der Künstlervereinigung „Neue Künstlervereinigung München“ (N.K.V.M.) im Jahr 1909. Als solche war es einfacher möglich, Ausstellungen zu organisieren und sich in Galerien und bei Museumsdirektoren zu empfehlen. Dafür waren vor allem Erbslöhs früh gepflegte Kontakte von Nutzen. Begründet durch die künstlerische Weiterentwicklung kam es zur Abspaltung einzelner Künstler in eine Gruppe mit modernerer Ausrichtung: Der „Blaue Reiter“ entstand.
Ihnen gehörte unter anderem Kandinsky, Münter oder Franz Marc an. Der N.K.V.M. bestand, wenn auch nicht mehr so bedeutsam wie zuvor, noch bis 1920 weiter. Seiner Tätigkeit als Ausstellungsorganisator und Netzwerker blieb Erbslöh treu. Und genau dieser Doppelfunktion als Künstler und Organisator geht die Ausstellung in Wuppertal im gesamten ersten Obergeschoss nach. Adolf Erbslöh war beides, Künstler und Gestalter für sich, aber auch für seine Wegbegleiter, die das Bild des Avantgardemachers anhand ausgewählter Werke abrunden.
Text aus der kunst:art 55
Adolf Erbslöh. Der Avantgardemacher
11.4. – 20.8.2017
Von der Heydt-Museum
Turmhof 8
D-42103 Wuppertal
Tel.: +49-202-5636231
Di – So 11 – 18 Uhr, Do 11 – 20 Uhr
Eintritt: 12 €, erm. 10 €
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