Rausch der Farbe

bis zum 29.7.2018 | Arp Museum Bahnhof Rolandseck

von Marianne Hoffmann //

„Farbe ist meine Obsession, meine Freude und meine Qual.“ Dieses Zitat von Claude Monet weist auf den Ausstellungswechsel in der Kunstkammer Rau im Arp-Museum, Bahnhof Rolandseck in Remagen hin. Das Museum hat 2018 zum Jahr der Farbe erklärt und schon mit der Einzelausstellung von Gotthard Graubner den Farbenrausch eröffnet. Nun folgt die Kunstkammer, der Nachlass des Kunstsammlers Rau, die sich dem Farbenrausch durch die Epochen der Kunstgeschichte, in der Malerei bis hin zur Fotografie, angenommen hat.  Anhand von 62 Exponaten  werden der Einsatz und die Bedeutung der Farben in der Kunst vom Mittelalter bis in die Gegenwart anschaulich gezeigt. Im dialogischen Gegenüber ermöglichen sie einen umfassenden Blick auf dieses unerschöpfliche Thema.

Oliver Kornhoff, Direktor des Arp-Museum, erklärt dazu:“ Die Ausstellung geht aus von der Symbolhaftigkeit der Farben in den Heiligenbildern des Mittelalters und führt bis zu den ekstatischen informellen Farb-Abenteuern von K. O. Götz. Im Farbklang mit den historischen Meisterwerken gelingt es der Schau, die modernen Werke neu zu Gehör zu bringen. Umgekehrt verhelfen die Werke aktueller Kunst den alten Meistern zu ungeahnten Klangfarben.“ Schon auf den Holztafeln des Mittelalters, die am Anfang der Präsentation stehen, erscheint auf strahlendem Goldgrund der Verweis auf das Paradies, und Heilige schweben in überirdischem Licht. Auch jene Betrachter, die damals nicht lesen konnten, erkannten die dargestellten Figuren an den Farben ihrer Bekleidung.

„Farben waren und sind Teil unseres Alltags, unserer Kommunikation und bis heute hat sich ihre Symbolkraft in Bezug auf Blumen und Früchte erhalten,“ erklärt Susanne Blöcker, die Kuratorin der Ausstellung, und rote Liebesrosen, weiße Todeslilien oder vieldeutige Nelken verwandeln die Wände der Kunstkammer in sprechende Blumenwiesen. Der berühmte venezianische Maler Giovanni Domenico Tiepolo (1727–1804) steckt seine Blumen einer jungen Frau an den Hut und kennzeichnet sie auf diese Weise als Personifikation der Flora, die Göttin der Blumen und des Frühlings. Doch der Bogen den diese Ausstellung spannt reicht weit in die Jetzt-Zeit. Claude Monet (1840–1926) hält in seinem Gemälde „Waldweg“ von 1865 mit kurzen, breiten Pinselstrichen einen Moment stimmungsvollen Spiels von Farbe, Licht und Schatten auf den Bäumen im Wald fest. Der Rausch der Farbe explodiert in den informellen Farbexplosionen von K. O. Götz (1914–2017), der mit Einsatz seines ganzen Körpers, mit Rakeln, Schabern und Händen die Farbe auf die Leinwand aufbringt. Und die deutsche Fotokünstlerin Simone Demandt (*1959)  fängt die Lichtspuren in der nächtlichen Dunkelheit im menschenleeren Labor der Rechtsmedizin in der Heidelberger Universitätsklinik ein. Die hochkarätigen historischen Werke begegnen nun den modernen Stücken aus den eigenen Beständen. Bei der Auswahl standen qualitätsvolle Schenkungen und Dauerleihgaben sowie jene Ankäufe im Fokus, die in freigiebiger Weise der Museumsfreundeskreis ermöglicht hat.

Rausch der Farbe. Von Tiepolo bis K. O. Götz
18.3. – 29.7.2018
Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Hans-Arp-Allee 1
D-53424 Remagen
Tel.: +49-2228-942516
Di – So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 9 €, erm. 7 €
www.arpmuseum.org

Erstveröffentlichung in kunst:art 61.

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