Natürlich, zart und fragil!

8.10.2023 – 21.1.2024 I Arp Museum Bahnhof Rolandseck

Christiane Löhr im Arp Museum Remagen 

Es sind zarte, fragile Gebilde, die uns Christiane Löhr zeigt. Empfindliche Werke aus noch empfindlicherem Material. Flugsamen beispielsweise aus der Pusteblume, bei denen ein zarter Windhauch reichen kann, um den Ballen zu zerstören und in alle Himmelsrichtungen zu verteilen. Oder auch Stängel, Kletten und Blüten, selbst Tierhaar verwendet sie in ihren Kompositionen.

Christiane Löhr wurde 1965 in Wiesbaden geboren, studierte zuerst in Bonn Ägyptologie, Archäologie und Geschichte, später in Mainz Kunsterziehung und Germanistik, um dann in Düsseldorf an die Kunstakademie zu gehen. Als Meisterschülerin von Jannis Kounellis erhielt sie schließlich1996 ihren Meisterbrief.

Heute lebt und arbeitet die Künstlerin in Köln und in Italien, seit 2020 ist sie zudem Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste. In den vergangenen Jahren hatte sie zahlreiche internationale Einzelausstellungen und Gruppenausstellungen.

Großartig ist zum Beispiel ihr „Löwenzahnkissen“ (2009): Hunderte von unbeschädigten Löwenzahn-Blüten bilden eine aufgehäufte kissenartige Form, die schon vom Gedanken, sich mit seinem Kopf auf dieses „Kissen“ zu betten, auseinanderzustreben scheint. Man mag sich kaum vorstellen, wie Christiane Löhr mit einer Pinzette Blüte für Blüte stapelt.

„Kleine Dreierkuppel“ (2018) besteht aus kleinen Pflanzenstielen und Grashalmen, die zu einer kleinen angedeuteten Kuppel arrangiert sind. Darüber kommt eine etwas größere Kuppel aus dem gleichen Material und eine dritte noch etwas größere Kuppel überragt beide. Diese kleine Gruppe wirkt, als ob man sie so im Wald finden könnte, und ist dennoch unverwechselbar arrangiert.

Es sind diese zarten, ganz unscheinbaren Gebilde, die das Werk von Christiane Löhr zum großen Teil ausmachen. Weniger zart, dennoch sehr verletzlich wirken auch manche Rauminstallationen der Künstlerin, wenn etwa ein Netz voller Blütenpollen an der Decke hängt und sich bedrohlich nach unten wölbt. Verwandt im Thema sind auch die Zeichnungen von Christiane Löhr: Strukturen von Blättern, Stilen und Blüten, mit verschiedenen Techniken aufs Blatt gebracht, sehen sie aus wie Vergrößerungen aus dem Mikroskop.

Die Ausstellung „Symmetrien des Sachten“, der Titel entstammt einem Gedicht von Marion Poschmann über Christiane Löhr, zeigt sowohl Skulpturen als auch Zeichnungen und drei Rauminstallationen.

Christiane Löhr. Symmetrien des Sachten
8.10.2023 – 21.1.2024
Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Hans-Arp-Allee 1
D-53424 Remagen
Tel.: +49-2228-942516
Di – So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 11 €, erm. 9 €
www.arpmuseum.org

Text: Mathias Fritzsche
Bild: Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Erstveröffentlichung in kunst:art 93

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Ein Thema jagt das nächste: Der Wochengipfel hält ein oder zwei Themen fest und bringt sie in Erinnerung. Was war vergangene Woche so wichtig, dass man Schnappatmung bekam und ist diese Woche dennoch schon vergessen? Oder über welche Nachricht hat man sich so gefreut, dass man auf den Balkon ging und die Nachricht für die ganze Welt in den Abendhimmel geschrien hat?