Soziale Landschaft

7.6. – 18.8.2019 | Kunsthalle Gießen

Stuke/Sieber, Rody (aus der Serie "Tokyo No Hate"), 2012

Ein Besuch des Online-Auftritts von BöhmKobayashi, dem gemeinsamen Projekt der Foto-Künstler Katja Stuke und Oliver Sieber, kann unberechenbar sein. Es ist eine solche Fülle an Ideen – nicht nur fotografischer Natur –, die einem entgegenschlägt, dass man sich stundenlang darin verlieren könnte. Beide Künstler arbeiten individuell, in der Zusammenkunft des gesammelten Outputs entstehen jedoch komplexe Sinncollagen im thematischen Spannungsfeld zwischen persönlicher Identitätsbildung und kollektiven Strukturen.

In Gießen zeigt die Kunsthalle nun eine Übersicht der wichtigsten Projekte der letzten Jahre. Da durch die prozessbetonte Arbeitsweise im Grunde keines davon erdacht ist, um jemals zu einem Schlusspunkt zu geraten, ist die Schau gleichzeitig auch ein Einblick in aktuellste Entwicklungen im Werk des Duos. Seit einer ersten gemeinsamen Reise im Jahr 2005 bildet das Land und die Kultur Japans einen Angelpunkt im gemeinsamen Schaffen. Hier beschäftigten sie sich sowohl mit sub- und popkulturellen Zeichen und Zwängen als auch mit den Fragen nach den Strukturen von Städten und dem Zusammenhang zwischen städtebaulichen und sozialen Grenzen. In konzeptuellen Spaziergängen schreiten sie solche Grenzen ab und legen sie fotografisch frei. Wie werden Bevölkerungsgruppen ausgeschlossen? Wem gehört die Stadt? Stuke und Sieber zeigen eindrucksvoll, dass sich solche Fragen mit dem Bild als Kommunikationsträger wesentlich offener stellen lassen als mit konventionellen sprachlichen Mitteln.

Katja Stuke + Oliver Sieber. Sequence as a Dialogue
7.6. – 18.8.2019
Kunsthalle Gießen
Berliner Platz 1
D-35390 Gießen
Tel.: +49-641-3061040
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt frei
www.kunsthalle-giessen.de

Text: Julius Tambornino
Bild: Kunsthalle Gießen
Erstveröffentlichung in kunst:art 67