Archäologin des Alltags

24.11.2019 – 26.1.2020 | Bündner Kunstmuseum

Flurina Sokoll, die 1986 in Chur geborene und mit dem Kunstpreis des Bündner Kunstvereins 2019   geehrte Künstlerin, schafft Skulpturen und Installationen aus gefundenem Material. Das können  Objekte aus ihrem häuslichen Umfeld  sein, aber auch Gegenstände, denen sie in ihrer täglichen Routine auf dem Weg durch Stadt und Landschaft begegnet. „Dieses Material ist zugleich Inspiration und Skizze und führt in Kombinationen und Umgestaltung zu künstlerischen Arbeiten“, so Alexandra Blättler. Im Atelier kommen Erinnerung, Assoziation und Idee mit Vorstellungen von Farbigkeit, Form und Materialität zusammen.

Die Archäologin des Alltags fügt vermeintlich beliebig Glasvasen, Holzplatten, Spiegel, Stoffbahnen, Heizkörper und Lebensmittel zusammen. Aber gerade durch das zufällig erscheinende Zusammenfügen einzelner objets trouvés entstehen lose Arrangements, die als fragile Skulpturen gelesen werden können. Dadurch, dass die Gegenstände weitgehend unverändert bleiben und die Künstlerin sich auf sparsame Eingriffe beschränkt, ist den skulpturalen Arrangements eine Mehrdeutigkeit eingeschrieben. Dabei entsteht ein Energiefeld, indem sich die Objekte mit versetzten Bedeutungen aufladen. Sokoll rückt den Betrachter auf diese Weise in eine gewisse Distanz zum Werk und schafft es zugleich, den Fokus auf die Materialität und ihre neu gewonnene Freiheit zu lenken. Im Spiel von Flüchtigkeit und Wiedergeburt gibt Flurina Sokoll den Dingen ein zweites Leben. Mit Scharfsinn und Bedacht beleuchtet die Künstlerin unsere Beziehung zu Vergänglichkeit und Nachhaltigkeit.

Flurina Sokoll
24.11.2019 – 26.1.2020
Bündner Kunstmuseum
Bahnhofstr. 35
CH-7000 Chur
Tel.: +41-81-2572870
Di – So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 15 CHF, erm. 12 CHF
www.buendner-kunstmuseum.ch

Text: Stefan Simon
Bild: Bündner Kunstmuseum
Erstveröffentlichung in kunst:art 70