Wie wäre es, wenn man einfach schlangengleich die eigene Haut abstreifen, sie liegenlassen und mit einer neuen weiter existieren könnte? Was bedeutet unsere äußere Hülle für unsere Identität? Solche und ähnliche Fragen tun sich angesichts der oft ans Mark gehenden Arbeiten der Künstlerin Alexandra Bircken auf, die in diesem Herbst das Kesselhaus des Zentrums für zeitgenössische Kunst in Berlin mit einer Installation bespielt.
Leder, Latex und Nylon sind bevorzugte Materialien der Kölner Bildhauerin, die zunächst als Modedesignerin in London und Paris Karriere macht und sich dann für die Kunst entscheidet. Es sind Stoffe, die in der Regel eng anliegen, die – wie Leder – selbst Haut sind oder etwas von der Qualität unseres größten Organs haben. Dabei verwendet Bircken gern schon Gebrauchtes und schneidert ausrangierten Schaufensterpuppen eine vernarbte Epidermis auf den Leib – aus zerschnittenen Nylonstrümpfen und Fragmenten alter Motorrradkluften. An anderer Stelle strickt sie ein riesiges Netz aus schwarzem Latex oder verteilt aus gleichem Material lebensgroße Körperhülsen auf spektakuläre Weise im Raum. Es ist vor allem die Haut als Membran zwischen Innen und Außen, zwischen Ich und Welt, die Bircken interessiert. Mit ihrer Kunst schafft sie einen brisanten Zuschnitt der Gefühle, der von der Makellosigkeit der Modewelt nicht weiter entfernt sein könnte.
Alexandra Bircken
19.9.2021 – 15.5.2022
Kindl – Zentrum für zeitgenössische Kunst
Am Sudhaus 3
D-12053 Berlin
Tel.: +49-30-832159120
Mi 12 – 20 Uhr, Do – So 12 – 18 Uhr
Eintritt: 5 €, erm. 3 €
www.kindl-berlin.de
Text: Dr. Julia Behrens
Bild: Kindl – Zentrum für zeitgenössische KunstA
Erstveröffentlichung in kunst:art 81