Für einen White Cube, einen möglichst neutralen Ausstellungsraum, entstehen die Arbeiten von Thea Djordjadze nicht. Ihre Installationen bedürfen gerade der Interaktion mit dem sie umgebenden Raum. Der vergleichsweise dekorreiche Berliner Gropius Bau mit seinem Charme des Historismus aus dem 19. Jahrhundert passt da ausgezeichnet. Hier findet die gebürtige Georgierin hinreichend Anknüpfungspunkte, die man wohl mit dem zu Unrecht abgedroschenen Wort Inspirationen bezeichnen darf. Entsprechend intensiv hat sie die Räume und das Gebäude mit jener so wechselvollen Geschichte von der Mitte der im damaligen Kaiserreich gelegenen Hauptstadt an den äußersten Rand der „westlichen Welt“ unmittelbar vor der Berliner Mauer zurück in die Mitte der Hauptstadt der Berliner Republik gerückt Hierauf hat das Gebäude reagiert. Der Eingang wurde von der Berliner Mauer abgewendet, befindet sich inzwischen aber wieder an seinem ursprünglichen Ort, später wurden Wände entfernt, um mehr Licht einzulassen.
Die Eindrücke des Raumes kombinieren sich in ihrer Arbeit mit alltäglichen Werkstoffen: Gitter, Rohre, Planen. Die Installationen und Skulpturen erinnern hin und wieder an alltägliche Gegenstände. Immer sind es kleine Architekturen, die mit Blick auf die umgebende Architektur entstanden sind. Indem Djordjadze hierzu auch Elemente wie etwa Vitrinenteile verwendet, die in früheren Ausstellungen genutzt wurden, entsteht eine auch archäologische Kunst. Einer der Räume dieser Schau beherbergte früher übrigens Exponate des Troja-Entdeckers Schliemann.
Thea Djordjadze. all building as making
bis zum 16.1.2022
Gropius Bau
Niederkirchnerstr. 7
D-10963 Berlin
Tel.: +49-30-254860
Mo + Mi – So 10 – 19 Uhr
Eintritt: 15 €, erm. 10 €
www.berlinerfestspiele.de/de/gropiusbau
Text: Jan Bykowski
Bild: Gropius Bau
Erstveröffentlichung in kunst:art 82