Gestern wurde Bernar Venets „ARC ´89“ der Öffentlichkeit übergeben

Bonn auf dem Weg zum urbanen Museum

Präsentation von "ARC '89": Walter Smerling, Bernar Venet, Heiko Maas (v.l.) / Foto Daniel Biskup

Bundesjustizminister Heiko Maas hat am gestrigen Sonntag der Öffentlichkeit das neue Bonner Wahrzeichen übergeben: Bernar Venets Monumentalskulptur „ARC ´89“ auf dem B9-Trajektkreisel vor der Bundeskunsthalle. „An diesem Kunstwerk kommt man nicht vorbei“, sagte Maas bei seiner Eröffnungsrede. Die Kontroversen, die ein solches Werk im öffentlichen Raum mit sich bringe, seien das erste Ziel der Kunst. „Alle werden sich eine Meinung bilden. Und das ist etwas, was wir auch im übertragenen Sinne in diesen Zeiten sehr gut brauchen können.“

Wie ein riesiges Tor öffnen sich zwei Reihen von je sieben Einzelbögen mit einer Gesamthöhe von 17 Metern, gefertigt aus 42 Tonnen rostrotem Cortenstahl. Mit dieser Arbeit hat Venet im Grunde eine Vielzahl von Skulpturen geschaffen: Je nach Blickwinkel und Neigung der 14 Bögen verändert sich sein Arc beim Umrunden so nachdrücklich, dass man glaubt, unterschiedliche Werke vor sich zu haben. Als weithin sichtbare Landmarke auf einer der lebhaftesten Bonner Verkehrsadern wird „ARC ´89“ das Stadtbild prägen.

Realisiert und finanziert wurde das Werk von der Bonner Stiftung für Kunst und Kultur, pünktlich zum 30. Stiftungsjubiläum und ohne öffentliche Gelder. Es ist die dritte Veranstaltung im Rahmen des Kunstprojekts Bonn, das die Stiftung im Jahr 2014 mit Markus Lüpertz‘ „Beethoven“-Skulptur im Stadtgarten begonnen hat, gefolgt von Tony Craggs Arbeit „Mean Average“ auf dem Remigiusplatz in der Innenstadt. Geplant ist, bis 2030 jährlich eine/n renommierte/n Künstler/in einzuladen, ein Werk für den öffentlichen Stadtraum zu schaffen – Bonn als urbanes Museum. Das Kunstprojekt Bonn für 2017 ist bereits in Planung. „ARC ´89“ findet im Rahmen der „Agenda 2030“ statt.

Festredner anlässlich der offiziellen Übergabe von „ARC ´89“ am 5. Juni waren, neben Minister Heiko Maas, der Bonner Oberbürgermeister Ashok-Alexander Sridharan, Walter Smerling, Vorsitzender der Stiftung und künstlerischer Leiter des Kunstprojekts Bonn und Bundeskunsthallen-Intendant Rein Wolfs. Bernar Venet, der seine internationale Karriere in den 1970er Jahren in Deutschland begann und mit „ARC ´89“ eines seiner wichtigsten Projekte realisiert hat, dankte den Festrednern und dem Publikum gut gelaunt mit den Worten „Ich werde wohl für den Rest meines Lebens in Ihrer Schuld stehen.“ Den Reden folgten die symbolische Enthüllung des Modells und die Besichtigung des 17m hohen Originals.

Auf Einladung der Stiftung für Kunst und Kultur hat Bernar Venet Bonn mehrfach besucht, seine Skulptur eigens für die Stadt entwickelt und den Trajektkreisel als idealen Aufstellungsort ausgewählt. Mit dem Standort im ehemaligen Regierungsviertel und der Bogen-Neigung von 89 Grad stellt Venet den Bezug zum Wende-Jahr 1989 her. Die einschneidenden Veränderungen, die der Fall der Mauer bewirkte, waren insbesondere für die Stadt Bonn gravierend. Offenheit gegenüber Neuem, Einsatz von Fantasie und Kreativität, Zulassen unbekannter Blickwinkel – alles Schlagworte, die der Künstler mit der Wende und mit seinem Werk verbindet. Und auch die europäische Idee lebt in diesem Projekt, wenn ein französischer Künstler seine Skulptur von einer ungarischen Stahlbaufirma fertigen lässt und in der ehemaligen deutschen Hauptstadt installiert.

„Es ist wirklich eine große Freude und eine besondere Ehre“, sagt Venet, „meine beiden Bogen-Reihen auf dem Trajektkreisel zu sehen. Wenn man sie aus der Bewegung im Kreisverkehr heraus anschaut, scheinen sie zu tanzen – ein Tanz zur Feier des Jahres 1989 und des historischen Moments, der zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten geführt hat. Ich danke der Stadt Bonn und der Stiftung für Kunst und Kultur sehr herzlich für das Vertrauen, das sie in mich gesetzt haben, an einer so großen Sache teilzuhaben. „ARC ´89“ ist eines meiner wichtigsten Projekte überhaupt, und der Trajektkreisel ist ein ganz außerordentlicher Ort dafür.“

„Exakt für diesen Ort“, erläutert der Stiftungsvorsitzende Walter Smerling, „ist ARC ´89“ konzipiert und geschaffen worden, und das sieht man: Trotz der hektischen Umgebung strahlt die Skulptur eine große Kraft und Selbstverständlichkeit aus. Bernar Venet schafft Raum, wo vorher ein rein funktionaler Nicht-Ort war. Sie ist mehr als eine Skulptur, sie ist ein Statement auf die Frage, wie wir mit dem öffentlichen Raum umgehen, in welcher Stadt wir leben wollen. Eine solche Diskussion wünschen wir uns, denn sie bringt die Gesellschaft voran.“

 

Text: Stiftung für Kunst und Kultur e.V. | Bild: Stiftung für Kunst und Kultur e.V.
Externer Link: Stiftung für Kunst und Kultur e.V.

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