Zaha Hadid schaffte es, in den Olymp der Architektur aufzusteigen, denn jenseits des medialen Rummels und seiner schnelllebigen Wirkung gewann sie mit ihren immer zahlreicher werdenden Bauten qualifizierte Anerkennung höchsten Ranges: 2004 wurde ihr der Pritzker-Preis verleihen, im Branchenjargon bekannt als „Nobelpreis der Architektur“, und fünf Jahre darauf die renommierte (und überdies auch sehr gut dotierte) japanische Auszeichnung des Praemium Imperiale. Zu den mit letzterem Preis gewürdigten Persönlichkeiten aus allen Bereichen der Künste gehören nicht nur die gesamte Riege besagter Großarchitekten von Oscar Niemeyer bis Tadao Ando, sondern auch Pina Bausch, Daniel Buren, Anish Kapoor, Issey Miyake, Francis Ford Coppola und viele mehr: mithin ein wirklich illustrer Kreis! In der Kette der Würdigungen für Hadid folgte 2010 der Stirling-Preis (benannt nach dem Stararchitekten der vorangegangenen Generation, James Stirling; von seiner Stuttgarter Staatsgalerie war hier schon die Rede).
Konkreter Gegenstand dieser Würdigung war Hadids Entwurf für das Museum MAXXI in Rom. Dieses Museum für die Kunst des 21. Jahrhunderts stellte die Architektin vor besondere Aufgaben: Ausgerechnet in Rom, DER Kunststadt vergangener Jahrhunderte, ein Haus zu schaffen, das nicht nur passives Behältnis, White Cube, sein sollte, sondern angesichts solch massiver vergegenständlichter Geschichte schon durch seine Baugestalt Aufmerksamkeit einfordern konnte für Kunst der Gegenwart (und Zukunft). Inmitten eines heute durch unauffälligen Zeilenwohnungsbau besetzten Gebiets am nördlichen Rand des Zentrums (unweit des historischen Verlaufs der Via Flaminia) und auf dem Areal einer ehemaligen Kaserne, sticht Hadids Architektur als Fremdkörper heraus. Der Bau aus Sichtbeton mit seinen unregelmäßigen Formen und dramatischen Überhängen unternimmt keinerlei Anstrengung, sich der urbanen Umgebung anzupassen, sondern besteht in ausgreifendem expressivem Gestus selbstbewusst auf seiner Eigenständigkeit. Allerdings führt, gar nicht so anders als beim Wolfsburger Bau, schräg über das Museumsgelände ein öffentlicher Weg, von dem aus der Eingang ebenerdig zugänglich ist.
Gab es beim MAXXI (im kulturell ohnehin oft konservativen Italien) schon genug Opposition gegen Hadids Architektur, so schlugen die Wellen der Entrüstung erst richtig hoch gegen ihren Entwurf eines Stadions in Qatar.
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