Das Gold des Kaisers

24.5.16 – 5.3.17 | Kunsthistorisches Museum Wien

Das Wiener Münzkabinett präsentiert anlässlich der 125-Jahrfeier des Kunsthistorischen Museums in einer Sonderausstellung ausgewählte Goldstücke des kaiserlichen Numophylaciums, wie die Münzsammlung des Kaisers auch genannt wurde. Bekannt für seine Größe, Qualität und
die Seltenheit der Münzen, verdankt die weltberühmte Sammlung ihren Ruhm Generationen österreichischer Herrscher, die sich als leidenschaftliche Sammlerpersönlichkeiten erwiesen.
Von Goldmünzen des täglichen Geldumlaufs hin zu wahren Goldgiganten – einzigartigen Sonderprägungen, die der Kaiser für repräsentative Zwecke in Auftrag gab –
und Prunkmedaillen, die als Geschenke ausschließlich für die Kaiser angefertigt wurden, widmet sich die Ausstellung der bemerkenswerten Bandbreite historischer Goldprägungen und beleuchtet „das Gold des Kaisers“ in allen seinen glanzvollen Facetten.

Als mit Abstand wertvollstes Metall besaß Gold bereits in der Antike eine enorme Wichtigkeit für Handel und Wirtschaft. Neben regulären Goldmünzen gab es bereits früh überschwere Mehrfach
-Münzwerte, sog. Multipla. Diese repräsentieren nicht nur sehr hohe Geldwerte, häufig zeigen sie auch speziell ausgewählte und aufgrund ihrer Größe selbstverständlich auch detailreiche Bilder, was darauf hindeutet, dass sie zum Teil als Geschenke für hohe Würdenträger gedacht waren.

Ein Highlight der Ausstellung bilden die Prunkmedaillen. Da sich im Laufe der Zeit immer weitere Kreise des Mediums der Medaille bedienten, konnte der Bedeutung herausragender Empfänger eben nur durch die Ausfertigung von Prunkmedaillen entsprochen werden. Diese ragen durch ihre ungewöhnliche Größe, ihr hohes Gewicht und die reichliche Verwendung von Edelmetall markant heraus. Sie wurden in nur wenigen, manchmal gar nur in einem einzigen Exemplar angefertigt
und in der Regel dem Herrscher oder anderen hochrangigen Persönlichkeiten gewidmet, wodurch ihre Einmaligkeit geradezu Erfordernis war. Einen Höhepunkt dieses zumindest über fünf Jahrhunderte gewachsenen Sammlungsteils bildet die offizielle Huldigungsmedaille der Stadt Wien zum 60-jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josephs (reg. 1848–1916) am 2. Dezember 1908 (Vitrine 5). Es handelt sich dabei um eine Medaille von sehr flachem Relief, die also ganz im Stil jener Zeit gehalten ist. Die Stadt Wien veranstaltete dafür einen Wettbewerb unter geladenen Künstlern, den schließlich der Wiener Medailleur Ludwig Hujer gewann. Es wurde lediglich eine einzige Goldmedaille angefertigt und dem Kaiser am 30. November 1908 von einer Abordnung des Gemeinderates unter der Führung von Bürgermeister Lueger überreicht. Das Stück wurde kurz darauf vom Kaiser dem Münzkabinett übergeben und bildet seit damals den Mittelpunkt dieses Sammlungsteils. Die meisten der antiken Multipla, also den Vielfachen gängiger Münzwerte, stammen aus spektakulären Schatzfunden, darunter wahre Goldgiganten. Der wohl bedeutendste Fund spätantiker Goldmünzen ist jener aus Szilágysomlyó in Siebenbürgen (Rumänien), der 1797
angekauft wurde. Er enthielt unter anderem den größten je bekannt gewordenen Goldmedaillon der Antike, der über 400 Gramm wiegt. Weiters werden zu Schmuckstücken umgearbeitete Goldmünzen aus dem 1805 geborgenen Fund von Petrijanec (Kroatien) gezeigt sowie zwei spätantike Goldbarren aus dem 1887 entdeckten Fund von Czófalva (Rumänien). Letztere kamen 1906 über die Sammlung des Barons Karl Bachofen von Echt als Geschenk in die kaiserliche Sammlung.

Bereits um 1800 galt das Wiener Münzkabinett neben jenem von Paris unbestritten als die bedeutendste Münzsammlung Europas. Der Bestand an modernen Münzen und Medaillen wurde überhaupt als einzigartig angesehen. Die Sammlung wird bis heute von zwei Sammlerpersönlichkeiten geprägt: Einerseits Kaiser Karl VI. (reg. 1711–1740) und andererseits Kaiser Franz I. Stephan (reg. 1745–1765). Ersterer sammelte vor allem Medaillen. Letzterer brachte eine neue Facette in die kaiserliche Münzsammelpolitik. Er legte sein Hauptaugenmerk auf damals moderne Prägungen und schuf eine Sammlung, deren Reichtum einzigartig in Europa war. Als nach dem Tod des Kaisers auf allerhöchsten Befehl die verschiedenen Sammlungen vereinigt wurden, bedeutete dies die Geburt des Wiener Münzkabinetts in seiner heutigen Form. Die daraufhin 1766
durchgeführte Gesamtzählung ergab beinahe 50.000 Objekte, darunter allein 21.000
antike Münzen. Das Gesicht der Sammlung wurde damit bis heute zwar geprägt, jedoch kamen noch weitere einzigartige Bestände hinzu. Als Beispiel für eine private Sammlung wird jene des Staatskanzlers Wenzel Anton Graf, seit 1764 Fürst Kaunitz-Rietberg (1711–1794), vorgestellt, der allein an russischen Goldmedaillen Prägungen im Gesamtgewicht von 4.117 Dukaten (mehr als 14 Kilogramm) besaß, welche über seine Erben ins Kabinett kamen. Weiters wird auf die Bestände Kronprinz Rudolfs von Österreich-Ungarn (1858–1889) eingegangen, die eindrucksvoll dokumentieren, welch Fülle an bedeutenden Widmungs- und Erinnerungsstücken Personen von hohem Stand versammeln konnten.

Im späteren 18. Jahrhundert entstanden umfassende Kataloge der Sammlung, sowohl der antiken wie auch der modernen Teile. Auf diese Weise wurden die Bestände einerseits der internationalen Fachwelt zugänglich gemacht, andererseits erlangte die Qualität der wissenschaftlichen Beschreibungen einen hervorragenden Ruf. Die erarbeiteten Ordnungskriterien und Systematisierungen besitzen bis heute Gültigkeit, daher gilt das Münzkabinett Wien mit Fug und Recht als Geburtsstätte der Numismatik als eigene Wissenschaftsdisziplin.

 

Text: Kunsthistorisches Museum Wien | Foto: Kunsthistorisches Museum Wien
Externer Link: Kunsthistorisches Museum Wien

 

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