von Dr. Milan Chlumsky //
Auf den ersten Blick geht es um ein Denkmal in einer herbstlichen Landschaft. Doch bizarrerweise scheint dieses Denkmal auf einem Holzhaus zu stehen, dessen geschlossene Rollläden sich nach vorne verlängern, um dabei in den bekannten Friseurhauben der 1950er Jahren zu enden. Und damit das Geheimnis gewahrt bleibt, sitzt eine Nackte darunter (ihr Kopf verschwindet vollständig unter der Haube) und umarmt mit der linken Hand einen jungen Mann. Es ist anzunehmen, dass es der Schöpfer dieses fein ausgeführten Kupferstichblattes ist: Peter Ackermann (1934 – 2007). Völlig disparate Bauelemente scheinen in einem anderem Denkmal verbaut zu sein, am Ende ist es ein sich zur Seite neigendes “Sturmdach”, das der gesamten Konstruktion einen Hauch von Piranesis geheimnisvoller Atmosphäre verleiht. Es ist die Verfremdung der klassischen italienischen Architektur, die wie von einer Luftpumpe aufgeblasen zu sein scheint und das Gesamtbild so verändert, dass auch der ursprüngliche Sinn verschleiert wird. Könnte es so gewesen sein, dass Atlas keinesfalls das gleichnamige Gebirge auf seinen Schultern trug, sondern den gesamten Rasen dieser Erde? Peter Ackermann gibt selbstverständlich keine Antwort, sodass man seinen feinen Strichen bis ins letzte Detail folgen muss.Die meisten Arbeiten sind vor Ort entstanden und Ackermann nahm sich immer die Freiheit, Elemente zu verknüpfen, die nicht unbedingt zusammengehören. Jetzt, zehn Jahre nach seinem Tod, wurde dem Landesmuseum Mainz ein größeres Konvolut seiner Arbeiten geschenkt, das die ganze Bandbreite seines Schaffens umfasst.
Text aus der kunst:art 56
Peter Ackermann. Utopische Landschaften
18.6. – 13.8.2017, Landesmuseum Mainz
Große Bleiche 49 – 51, D-55116 Mainz
Tel.: +49-6131-28570
Di 10 – 20 Uhr, Mi – So 10 – 17 Uhr, Eintritt: 6 €, erm. 3 – 5 €
www.landesmuseum-mainz.de
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