Schach mit geschlossenen Augen. – Die 88-jährige Fluxuskünstlerin Takako Saito in Siegen

12.11.2017 – 18.2.2018 | Museum für Gegenwartskunst Siegen

 

von Dr. Milan Chlumsky //

 

Das Prinzip ist ganz einfach: Den Spielern werden die Augen verbunden und sie dürfen nur die Ohren spitzen. Bevor sie das Schachspiel beginnen, müssen sie sich die Geräusche verschiedener Figuren merken; einige sind mit Reiskörnern gefüllt, andere mit Metallspänen. Vor jedem Zug in diesem Geräusch-Schach muss die Figur geschüttelt werden. Dies ist aber nur eine Variante von vielen. So entscheiden im Gewichts-Schach nur ein paar Gramm darüber, ob man den König oder die Königin in der Hand hat.

Erfinderin dieser unzähligen Varianten ist die 1929 geborene Takako Saito, die sich zu Beginn der 1950er Jahre an der japanischen Bewegung der Förderung der Kreativität durch Spiele beteiligt hat. Sie folgte 1963 einem Kollegen aus dieser Bewegung nach New York, wo sie durch ihn auch den einflussreichen Fluxusguru George Maciunas kennen gelernt hat, mit dem sie dann auch öfters nach dem Abendessen Schach spielte. Er bat sie, dank ihrer großartigen handwerklichen Fähigkeiten, für ihn einen japanischen Schachkasten zu gestalten. Maciunas, der ihre „flux-chess“ in seinem Shop in Soho verkaufte, forderte sie auf, sich neben den Multiples auch weiteren Gebieten zu widmen: Saito trat mit eigenen Performances an die Öffentlichkeit und begann mit sogenannten Abfallmaterialien (Muscheln, Zwiebel- und Orangenschalen) sowie Holz und Papier Kunststoffe-Fluxusobjekte zu gestalten, die sie dann selbst vermarktete. Ihr Credo: Alles, was du hier machen würdest, das alles wird ein neues Porträt von Fluxus.

 

Takako Saito. You and Me
12.11.2017 – 18.2.2018, Museum für Gegenwartskunst Siegen
Unteres Schloss 1, D-57072 Siegen
Tel.: +49-271-4057710
Di – So 11 – 18 Uhr, Do 11 – 20 Uhr
Eintritt: 5,90 €, erm. 4,60 €
www.mgk-siegen.de

 

Text aus der kunst:art 58

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