von Dr. Christine Breyhan //
Die Präsentation von rund 60 Design-Objekten basiert auf der Schenkung, die die französischen Hersteller Domeau & Pérès dem Kaiser Wilhelm Museum 2017 aus Anlass ihres 20-jährigen Firmenjubiläums gemacht haben. Ergänzt wird die Schenkung von Skizzen, Dokumenten und Prototypen für realisierte und nicht realisierte Projekte des Designers Peter Ghyczy, die in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Elastogran entstanden sind. Darunter befindet sich die Design-Ikone „Garten-Ei“ von 1968, die zum Kult- und Sammlerobjekt wurde. Das Objekt ist eine Sitzschale aus Fiberglas, deren Raffinesse in der Klappfunktion liegt.
Der Polsterer Philippe Pérès gründete das Unternehmen 1996 zusammen mit dem Sattler Bruno Domeau. Sie wollten ihr handwerkliches Können mit zeitgenössischem Design verbinden, nachdem sie mehrere Jahre als Gesellen in Frankreich auf der Walz waren. In La Garenne Colombes eröffneten sie eine Werkstatt, in der sie hochwertige Möbelstücke in Serie und handgefertigte Einzelstücke herstellen. Ihre bevorzugten Materialien sind gewebte Wolle, Pferdehaar, Leder, Holz und Kunstharz. Die Exponate zeugen für die Zusammenarbeit zwischen bedeutenden Designern und den hervorragenden Handwerkern: Ronan Bouroullec entwarf die Liege „Safe rest“, 1999 (Metall, Schaumstoff, Leder); von Christoph Pillet stammt „Video Lounge“, 2003, Sessel und Fußbank sind aus Metall und auf 7 Stück limitiert; die Elemente des Sofas „Permis de construire“, 2000, (Schaumstoff, Stoff) von Matali Crasset sind kinderleicht auseinanderzunehmen und dann für neue Konstruktionen zu nutzen.
Vom gleichen Designer stammt die Matte aus Nadelfilz „Quand jim monte à paris“, 1997. Sie kann zu einer 1.90 m hohen Säule verpackt werden und will über die handwerkliche Verarbeitung hinaus die Idee der Gastfreundschaft vermitteln. Der Dialog zwischen Design und Handwerk setzt sich fort mit Eric Chevallier, Odile Decq, Jér?me Gauthier, Eric Jourdan, Fran?çois Mangeol oder Martin Szekely. Von Sophie Taeuber-Arp wurde ein Regal von großer Modernität aus dem Jahr 1928 identisch nachgebaut.
Gleichzeitig wird die Ausstellung „Von der Idee zur Form Peter Behrens – Das Praktische und das Ideale“ eröffnet. Damit führt ein Bogen 120 Jahre zurück, denn das Kaiser Wilhelm Museum wurde ursprünglich für Kunst und Gewerbe gegründet. Die Betrachtenden können spannende Parallelen zwischen damaligem und heutigem Design ziehen. Gleichzeitig fallen die Unterschiede nicht nur in der Verarbeitung der Objekte, sondern besonders bei den innovativen Materialien auf.
„Diese bedeutende Schenkung beleuchtet auf einzigartige Weise, wie Designer und Industrie versucht haben, neue Anwendungen für Kunststoff für unseren Alltag zu entwickeln“, sagt Katia Baudin. Die gebürtige Französin hat die Ausstellung kuratiert und die Arbeit von Domeau & Pérès seit ihren Anfängen verfolgt. Assistiert haben Constanze Zawadzky und ein Team von Studierenden des Fachbereichs Design der Hochschule Niederrhein.
Von der Idee zur Form
Domeau & Pérès: Dialoge zwischen Design und Handwerk
18.5. – 14.10.2018
Kaiser Wilhelm Museum
Joseph Beuys-Platz 1
(ehemals Karlsplatz 35)
D-47798 Krefeld
Tel.: +49-2151-975580
Di – So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 3 €
www.kunstmuseenkrefeld.de
Erstveröffentlichung in kunst:art 61.