Am 9. Oktober 1918 lud Landeshauptmann Freiherr von Wilmowski zur Eröffnung des neubegründeten Provenzialmuseums für Vorgeschichte der Provinz Sachsen zu Halle ein. Anzugsordnung war der Gehrock. Die Eröffnung fand 11 Uhr statt. Auf den Tag genau 100 Jahre später lädt der Direktor des Landesmuseums für Vorgeschichte, Prof. Dr. Harald Meller, zu einem Jubiläums-Festakt ein. Es sollte ein wunderbarer Abend werden, der für mich unvergessen bleiben wird. In der Regel sind Festakte eine zähe Sache. Gern schaut man dabei auf die Uhr, rückt die Nase in die Höhe – es könnte ja duften und was zu essen geben – und man ist in der Regel in Gedanken gern woanders.
Museumsdirektor Prof. Dr. Harald Meller kann man stundenlang zu hören, denn seine Ausführungen sind lebendig und kurzweilig. Was ein wenig in Vergessenheit geraten ist: Es waren junge schwedische Archäologen, die das Museum einrichteten. „Wir haben das nicht vergessen“, so Meller in seinem Grußwort.
Das Museum wurde von 1911 bis 1913 nach den Plänen des Architekten Wilhelm Kreis (1873 – 1955) erbaut. Die Stadt Halle hatte für den Bau des ersten Museumsgebäude für Vorgeschichte in Deutschland das Grundstück kostenlos zur Verfügung gestellt. Doch dann kam der 1. Weltkrieg. Das Haus war fertig, aber niemand war da, der es im Inneren mit Leben erfüllte. Schweden war im 1. Weltkrieg neutral und der Experte für Ur- und Frühgeschichte Oscar Montelius (1843 – 1921) schickte seine fähigsten Assistenten nach Halle: Nils Fritjof Aberg, Nils Niklasson, Arvid Enqvist und Ewald Evaldson Uggla. Aberg und Niklasson führten auch Ausgrabungen durch und Niklasson blieb bis 1929 in Deutschland.
Wie Harald Meller zum ersten Mal das Historische Museum in Lund besuchte stellte er fest: „Ein Genie, der stellt ja genauso aus wie wir.“ Mit dem Genie ist Dr. Per Karsten gemeint, Direktor des Museums in Schweden. „Er lud mich dann am Abend zu sich ein und kochte italienisch.“ Es war der Beginn einer beruflichen Freundschaft. Nach den vorzüglichen Grußworten des Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff und des Botschafters des Königreichs Schweden, Per Thöresson folgte der Festvortrag von Dr. Per Karsten. Ein Genuss von Anfang bis Ende: „Halle, meinen herzlichen Glückwunsch! Auch wenn das jetzt schmerzt: Mein Museum ist zehn Tage älter. Die Ausstellungen in Halle stellen das Beste dar, was es in Europa gibt.“ Der Schub zur weltweiten Bekanntheit des Museums kam durch die Himmelsscheibe von Nebra, die hier seit 2002 das Prunkstück ist.
Am 13. und 14. Oktober 2018 ist der Eintritt in das Landesmuseum frei und unter dem Motto „Schauen, Mitmachen, Verkosten“ erwartet die Besucher zwei spannende Tage. Die sollte man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen.
Text und Foto von Nadja Naumann