Berlin war vor dem 2. Weltkrieg eine der führenden Modemetropole in der Welt. Das Herz der Mode schlug am Hausvogteiplatz, nahe des Potsdamer Platz. Hier hatten die besten Kleidermacher und Schneider der Stadt ihre Ateliers – überwiegend jüdischer Herkunft. Der dunkle Schatten der Nationalsozialisten überzog auch die Modebranche. Am 9. November 1938 in der Kristallnacht wurde hier gewütet und Existenzen für immer zunichte gemacht. Es war eines der schlimmsten Kapitel in der deutschen Geschichte. Ein Hass gegen eine Religion, der einen bis heute fassungslos und betroffen macht.
Die Ausstellung „Brennender Stoff. Deutsche Mode jüdischer Konfektonäre vom Hausvogteiplatz“, die bereits im Oktober im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz präsentiert wurde, ist im Lichthof Ost der Humboldt Universität in Berlin Unter den Linden 6 noch bis zum 30. November 2018 zu sehen. Die Aufarbeitung durch Dr. Sigrid Jacobeit und Kristin Hahn von der Humboldt Universität ist höchst gelungen. An der Ausstellung waren zudem Studierende Weißensee Kunsthochschule Berlin und Prof. Wim Westerfeld vom Fachgebiet Visuelle Kommunikation beteiligt.
Herzstück der Ausstellung sind natürlich die wunderschönen Leihgaben von Sammlerin Josefine Edle von Krepl. Sie besitzt die weltweit größte private Modesammlung. Bewundern kann man einen Teil der Sammlung auf Schloss Meyenburg im gleichnamigen Ort in der Prignitz. Ein Besuch lohnt sich vor allem für Modeliebhaberinnen und man sollte unbedingt viel Zeit mitbringen.
Die Modeszene in Berlin hat in den letzten Jahren wieder an internationaler Bedeutung gewonnen. Das einstige historische Zentrum von Nadel und Faden geriet hingegen immer mehr in Vergessenheit. Die Schau erinnert an eine schillernde Ära am Hausvogteiplatz und lässt die damalige Zeit Revue passieren. Modeateliers, die es heute nicht mehr gibt, kleideten die Damen und Herren der feinen Gesellschaft ein. Neben der geschichtlichen Aufarbeitung vermitteln die Kleider dem Besucher ein Gefühl an jenes Goldene Zeitalter. Die Kultur des eleganten Kleidens gehörte zum guten Ton.
Text und Fotos: Nadja Naumann