In der Studienkirche St. Josef in Burghausen geht es derzeit schwer zur Sache: Wobei schwer hier ganz wörtlich zu nehmen ist, handelt es sich doch bei den dort gezeigten „Versinkenden Körpern“ um Stahlarbeiten des Künstlers Alf Lechner. Der 1925 in München geborene Bildhauer gehört, zumindest in seiner Generation, zu den bedeutendsten Bildhauern, die mit diesem industriell geprägten Material gearbeitet haben.
Im Mittelpunkt der Ausstellung – sie wurde realisiert in Kooperation mit dem Lechner Museum in Ingolstadt (seinerseits ein umgewidmetes Industriegebäude) – steht eine vielteilige Bodeninstallation, eben die „Versinkenden Körper“, deren Einzelelemente simple geometrische Gestalt aufweisen. Würfel, Rechteck, Zylinder oder Kugel, allesamt aus massivem Stahl geschmiedet, sind aber nur unvollständig zu sehen: Ihr Gewicht hat sie, so scheint es, teilweise in die Oberfläche des Steinbodens einsinken lassen, der nun, wie eine Trennlinie oder ein dem Auge undurchdringlicher Wasserspiegel einen Horizont bildet zwischen dem Sichtbaren und dem nur Gedachten. „Mein ganzes Lebensziel ist die Einfachheit“, so sagte es der 2017 verstorbene Lechner selbst und fuhr fort: „In der Einfachheit steckt so viel Kompliziertes, dass man gar nicht einfach genug sein kann.“ Die Rationalität der Form schlägt so um in die Emotionalität der Wahrnehmung. Die Ausstellung gibt den passenden Rahmen für die Einweihung der Skulptur „Anlehnung I“ auf dem neu gestalteten Friedensplatz.
Alf Lechner. Versinkende Körper
28.7. – 27.10.2019
Studienkirche St. Josef
Kanzelmüllerstr. 90a
D-84489 Burghausen
Tel.: +49-8677-887140
Do + Fr 14 – 18 Uhr, Sa + So 10 – 18 Uhr
Eintritt frei
www.burghausen.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Studienkirche St. Josef
Erstveröffentlichung in kunst:art 69