Welche Bedeutung hat der sogenannte, allgegenwärtige Markt in der heutigen Zeit? Wie sehr bestimmen seine Mechanismen und Prinzipien unser aller Leben? Die internationale Gruppenausstellung „Ausweitung der Marktzone – Künstlerische Fragen an den heutigen Kapitalismus“ geht diesen Fragen nach. Dabei geht es um Grundlagen eines neoliberal ausgeprägten Kapitalismus, aber auch um seine Auswirkungen etwa auf die Arbeitswelt, um unsere Rolle als individuelle Marktteilnehmer*innen, um globale Ungleichheiten sowie um stabile und instabile Märkte.
Märkte in ihren unterschiedlichen Ausprägungen sind seit Jahrtausenden wesentlicher Bestandteil des Zusammenlebens von Menschen. Auf traditionellen Märkten wurden und werden Waren des täglichen Bedarfs gehandelt, aber auch Luxusgüter und Kunstwerke wurden schon früh und weit über die Grenzen von Herrschaftsgebieten und Kontinenten hinweg ausgetauscht. Im Laufe der Geschichte hat sich für alles, was gehandelt werden kann, ein entsprechender Markt gebildet. Märkte sind Voraussetzung einer arbeitsteiligen Gesellschaft jenseits von individuell-familiärer Selbstversorgung.
In den vergangenen Jahrzehnten aber scheint im Zuge der neoliberalen Umformung unserer Gesellschaft der Begriff Markt immer bestimmender im allgemeinen Sprachgebrauch geworden zu sein. Die dabei mitschwingenden unverfänglichen Assoziationen von „natürlichen Kräften“ und „Eigengesetzmäßigkeiten“ fassen die heutige globale ökonomische Entfaltung des Marktprinzips allerdings nur schwer, ja sie verschleiern sie sogar. Über den Austausch von Waren, Dienstleistungen, Rohstoffen, Finanzen und menschlicher Arbeitskraft hinweg hat sich ein dereguliertes ökonomisches Prinzip noch in den letzten Bereich unseres individuellen Lebens, den Körper, hinein verlagert und macht aus Individuen permanente Marktteilnehmer*innen, die für ihren Erfolg selbst verantwortlich sind. So sind wir angehalten stets an uns zu arbeiten, um unseren Marktwert zu steigern. Digitale und technologische Neuerungen trugen ihren Teil dazu bei. Konstanter Stress, Schlafmangel und psychische Krankheiten können als Symptome einer Gesellschaft des Marktes verstanden werden. Und dennoch fällt es schwer, den vermeintlich alles zum Guten regelnden, „freien Kräften des Marktes“ ihre ideologische Macht zu nehmen, geschweige denn, uns ein Leben jenseits des Marktes vorzustellen.
Zahlreiche Künstler*innen haben sich intensiv mit den Phänomenen und Auswirkungen des Marktes auseinandergesetzt. Die internationale Gruppenausstellung „Ausweitung der Marktzone“ stellt Positionen vor, die die Mechanismen des Marktes aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Einige Künstler*innen setzen sich mit Markt- und den damit verbundenen Herrschaftsprinzipien auf grafische Weise auseinander, andere thematisieren Grundlagen des Neoliberalismus, betrachten, wie ein Wert von etwas entsteht, wie Märkte aussehen und wie sich privater Konsum und Warenfetischismus präsentieren. Der Markt bildet auch eine eigene Sprache aus, die ebenso untersucht wird wie die Erschütterungen von Märkten und globale Rohstoffmärkte. Marktprinzipien verändern das tägliche Leben und führen unter anderem im Bereich der Arbeit zu prekären Verhältnissen, die ebenso in den Blick genommen werden wie der Kunstmarkt und die Finanzmärkte.
Internationale Gruppenausstellung
Ausweitung der Marktzone – Künstlerische Fragen an den heutigen Kapitalismus
16.05 – 06.09.2020
Kallmann-Museum Ismaning
Schloßstraße 3b
85737 Ismaning
Tel.: +49-(0)89-9612948
info@kallmann-museum.de
www.kallmann-museum.de_Marktzone
Öffnungszeiten
Dienstag bis Samstag: 14.30 bis 17 Uhr
Sonntag: 13 bis 17 Uhr
Eintritt: 4 €, erm. 3,50 €
Texte und Bilder: Kallmann-Museum Ismaning