Seit dem 13. August 2020 läuft „Il Traditore – Als Kronzeuge gegen die Mafia“ in der Regie von Marco Bellochio in den deutschen Kinos und es ist ein Film, den man sich als Cineast auf gar keinen Fall entgehen lassen sollte.
Tommaso „Don Masio“ Buscetta (Pierfrancesco Favino) gehört im Mafia-Clan auf Sizilien noch der alten Schule an. Der Cosa Nostra ist er bereits als Jugendlicher beigetreten und von dem, was sie macht überzeugt. Bis der lukrative Drogenhandel die Geschäfte der sizilianischen Mafia bestimmen und die Gier die Beziehungen untereinander vergiften. Verantwortlich dafür ist die Familie Corleonesi, die immer mehr an Einfluss in der Organisation gewinnt.
Buscetta, der beim großen „Familientreffen“ mit seiner dritten Frau und seinen Kindern aus den beiden vorhergehenden Ehen dem Fest beiwohnt, hat längst beschlossen, Italien mit seiner Frau zu verlassen. 1982 geht er nach Brasilien und vertraut seine beiden ältesten Söhne dem Schutz seines Freundes seit Kindheitstagen an, Pippo Calò (Fabrizio Ferracane).
Doch Calò wechselt die Seiten und schließt sich dem brutalen „Boss der Bosse“ Totò Riina (Nicola Calì) an. Der tötet jeden, der sich ihm in den Weg stellt und bricht mit einem Codex der Mafia. Denn er lässt jeden sowohl Frauen und Kinder töten, die ihm im Weg sind. Diese Spur der Gewalt trifft auch Buscetta in Brasilien. Als das Telefon in seiner Villa klingelt und sich eine unbekannte Stimme meldet, ist er gewarnt. Von einer Telefonzelle aus ruft er seine Ex-Frau an, die weinend erzählt, dass von ihrer beider Söhne jegliche Spur fehlt.
Buscetta, der sich aus dem blutigen Gemetzel in Italien heraus halten wollte, wird selber verraten und von den brasilianischen Behörden verhaftet. Um ihn zum Reden zu bringen – das Schweigen ist das oberste Gebot eines Mitglieds der Mafia – wird er gefoltert. Vergebens. Er schweigt.
Als er 1984 nach Italien überführt werden soll, versucht sich Buscetta das Leben zu nehmen. Das verschafft dem ehemaligen Mitglied der Cosa Nostra zwar Aufschub, aber ausgeliefert wird er trotzdem.
Das erste Treffen mit Richter Giovanni Falconi (Fausto Russo Alesi) in Palermo steht an, aber Buscetta ist nicht bereit, gegen seine ehemaligen Mitstreiter als Kronzeuge auszusagen.
Erst ein Telefonat mit seiner geliebten Frau Cristiana (Maria Fernanda Candido), die mit der Familie in den USA im Zeugenschutzprogramm angekommen ist, bewegt ihn zu einem Umdenken.
Falconi und Buscetta begegnen sich auf Augenhöhe. Wenngleich die Beweggründe der beiden Männer unterschiedlich sind, so sind sich in einem einig: es geht um die Gerechtigkeit. Die Mörder sollen zur Verantwortung gezogen werden.
Für Tommaso Buscetta ist es kein Verrat den er begeht, sondern eine Abrechnung mit dem Clan der Corleonesi, der seine beiden Söhne umgebracht hat. Mit seiner Aussage ist Falconi in der Lage, Anklage gegen 475 Personen zu erheben, von denen 360 schuldig gesprochen werden.
Auch wenn die Cosa Nostra erstmals von seitens des Staates unerwartet geschwächt wurde, so ist sie immer noch mächtig. Trotz der Geheimhaltung der Fahrrouten von Giovanni Falconi fällt er 1992 einem feigen Attentat zum Opfer. Bei den Mafiosis knallen die Sektkorken – aber nicht lange.
Regisseur Marco Bellocchio gelingt ein spannender Film, der die Geschichte eines Sizilianers erzählt, für den die ursprünglichen Werte innerhalb der Cosa Nostra heilig sind.
Er steht nach wie vor zudem, was er getan hat. In erster Linie habe die Cosa Nostra gutes getan und den armen Menschen geholfen.
Ein Argument, das Falconi angesichts der kriminellen Machenschaften und unzähligen sinnlosen Morde der Cosa Nostra nicht gelten lässt.
Text: Copyright Nadja Naumann