Einbauten, Umgestaltungen oder eine Befüllung bis zur Belastungsgrenze der Etagendecken – das Kunsthaus Bregenz hat schon einiges mit sich machen lassen. Auch Peter Fischli erprobt die Geduld des Hauses. Für seine Soloausstellung werden die edlen Hölzer des Interieurs durch billige Spanplatten überdeckt. Umgekehrt sind die Kästen, in denen Blätter mit Begleittexten angeboten werden, aus unsinnig aufwendiger Bronze gegossen. Der Einladungskarte wird der Anschein eines Photoshop-Unfalls verliehen. All das ist Vorspann für eine Reise, die in der Welt von GoPro-Videos beginnt. Mit ihnen dokumentieren Motorrad-, Kanu- oder Rennradfahrer die Waghalsigkeit ihrer Fahrten. Hinter so präsentierten Abenteuern steckt oftmals das Gegenteil, nämlich fleißiges Üben.
Auch die Behälter der Installation „Cans, Bags & Boxes“ lassen den mit Verpackungen üblicherweise angestrebten Status und das erreichte Sein auseinander fallen. Die hier in ihrer Unfertigkeit gescheiterten Werkstücke machen den Eindruck, als seien sie zu früh aus dem Ablauf ihrer Herstellung genommen worden. Eine weitere Arbeit zeigt 24 Versionen einer Affenskulptur in Reliefs aus Bauschaum. Ihnen liegt ein Aquarell von Peter Fischli zugrunde. Er hat es als Zehnjähriger geschaffen. Aber auch diese Arbeit hat es ins Museum geschafft, freilich erst am Ende eines langen Weges, den der Künstler dafür gehen musste. Das unedle Material der Reliefs legt ein vorwurfsvolles „Das könnte ich auch“ zusätzlich nahe. Trügt auch hier der Schein und der Status?
Peter Fischli
12.9. – 29.11.2020
Kunsthaus Bregenz
Karl-Tizian-Platz
A-6900 Bregenz
Tel.: +43-5574-485940
Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 11 €, erm. 7 – 9 €
www.kunsthaus-bregenz.at
Text: Jan Bykowski
Bild: Kunsthaus Bregenz
Erstveröffentlichung in kunst:art 75