Der Erfinder der Monotypie

Kunsthaus Zürich | 10.12.2021-06.03.2022

Er gilt als der Erfinder der Monotypie, der italienische Künstler Giovanni Benedetto Castiglione (1609–1664). Geradezu virtuos beherrschte er die Darstellung von Tieren, die ihn bekannt machte. Castiglione, den man auch als „Il Grechetto“ kannte, war fasziniert von den Grafiken Rembrandts (1606–1669), dem er bewusst nacheiferte. Im Laufe der Jahre fand er nach und nach zu seinem eigenen Stil, der ihn bis heute so unverwechselbar macht, trotz des durchschimmernden Rembrandts. Der Ausbildungsweg führte den Künstler von seiner Heimatstadt Genua über Rom, Florenz, Parma und Venedig nach Mantua, wo er in die Dienste des Herzogs Karl I. eintrat.

Castiglione perfektionierte insbesondere seine Ölpinselzeichnungen, die keineswegs als Vorbereitung für ein großes Gemälde gedacht waren. Sie stehen für sich. Da er seine Pigmente mit Leinöl mischte, konnte er von einer malerisch fließenden Linienführung bis hin zu spröden Strichen eine ganze Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten abdecken. Diese Methode wurde in seiner Zeit „grazioso“ und „facile“ genannt.

Auch wenn „Il Grechetto“ für üppige und ausufernde Darstellungen in der bildenden Kunst des Barocks steht, so lässt sich bei näherer Betrachtung feststellen, dass der Künstler seiner Zeit weit voraus war und sich von seinen weitaus berühmteren Künstlerkollegen damit abhebt und unterscheidet.

Das Kunsthaus Zürich widmet dem Künstler die erste monografische Schau im deutschsprachigen Raum. Rund achtzig Arbeiten auf Papier aus zahlreichen europäischen Sammlungen zeigt das Haus, die bisher sehr selten in der Öffentlichkeit gezeigt wurden. Werke italienischer Barockkünstler weckten alsbald Sammlerinteressen.

Joseph Smith, britischer Konsul in Venedig, erwarb Mitte des 18. Jahrhunderts eine Sammlung von mehr als 200 Zeichnungen Castigliones, die teilweise aus dem Besitz der Herzöge von Mantua stammten und die 1711 in der Lagunenstadt unter den Hammer kamen. Die Bände gingen in die Royal Collection nach Windsor Castle. Einige Arbeiten daraus sind in der Ausstellung zu sehen.

Malerei, Zeichnung und Grafik bündelte der Genovese in Form der Monotypie, die er damit erfand. Statt auf Papier arbeitete er auf einer Platte und druckte damit anschließend auf Papier. Für den Künstler ergaben sich dadurch noch mehr Möglichkeiten für ein künstlerisch raffiniertes Ergebnis, welches den Betrachter bis heute fasziniert.

Historische und biblische Themen bildeten den Rahmen für die Werke auf Papier Castigliones, in denen Tiere und Landschaft die Hauptrolle spielten. Ein Großteil seiner Ölgemälde widmet sich den Themen des Alten Testaments. Das Flair Italiens und des Barocks kommt in den Werken des Malers mit einer Leichtfüßigkeit daher, die zugleich Sehnsüchte weckt. Fast spürt man die flirrende sommerliche Hitze Italiens, das klare unvergleichliche Licht; und so denkt man sich unwillkürlich selbst hinein, in die wunderschöne Landschaft Italiens. Diese Ausstellung ist Balsam für die Seele und Lebensfreude.

 

 

 

Barockes Feuer. Die Grafik des Giovanni Benedetto Castiglione
bis zum 6.3.2022
Kunsthaus Zürich
Heimplatz
CH-8001 Zürich
Tel.: +41-44-2538484
Di – So 10 – 18 Uhr, Mi + Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 23 CHF, erm. 18 CHF
www.kunsthaus.ch

Text: Nadja Naumann
Bild: Kunsthaus Zürich
Erstveröffentlichung in kunst:art 83

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