Ein See zeigt seine vielen Gesichter – In der Galerie des Bodenseekreises geht es auf Zeitreise rund um den Bodensee

bis zum 29.10.2017, Galerie Bodenseekreis

Helmut Wetter, Schwimmerin, 1984.

 

von Stefan Simon //

 
Eine Schwimmerin verliert sich im vielschichtigen Blau des Wassers wie bei Helmut Wetters Bild von 1984 oder die Menschen genießen den Bodensee wie in dem Gemälde „Badefreuden“ des impressionistischen Malers Hans Dieter: Wasser ist ein Schlüsselelement der Menschheitsgeschichte und die Natur ist doch die beste Lehrmeisterin. Darum geht es selbstverständlich auch in der Ausstellung aus dem über 2.000 Arbeiten fassenden Bestand mit Werken der Klassischen Moderne, der Nachkriegsmoderne und der zeitgenössischen Kunst aus der Sammlung des Bodenseekreises. Im Meersburger Roten Haus zeigt sich jedoch vor allem ganz deutlich: „Ein See hat viele Gesichter“.

Die inspirierende Sommerausstellung präsentiert in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bodensee die unterschiedlichsten Facetten des Bodensees und der Landschaft wie auch die Menschen, die dort lebten und leben. Prominenteste Vertreter der Ausstellung sind Erich Heckel und Otto Dix, die lange Zeit auf der idyllischen Halbinsel Höri verbrachten – eine Zeit , die ihr Spätwerk, besonders bei Dix, auch bedingt durch die Zeitläufe, stark beeinflusste. So ist der für seine zeitkritischen und bissigen Bilder bekannte Künstler Otto Dix „nur“ mit einem harmlosen blühenden Apfelbaum in der Ausstellung vertreten. Aber das ist eben auch eine beachtenswerte Episode aus der Kunstgeschichte des vergangenen Jahrhunderts.

Den Besucher erwartet in den vielen Gängen und  Kabinetten der Galerie mit ihren interessanten Ein- und Durchblicken eine abwechslungsreiche, 200 Jahre umfassende Zeitreise durch die Bodenseelandschaft. Genrebilder des bäuerlichen Lebens von Reinhard Sebastian Zimmermann, ein Sommernachmittag am See von Hans Purrmann, Erich Heckels leuchtende Stadtansicht von Konstanz, ein aus linearen Strukturen und ornamentalen Farbflächen kombiniertes Bodenseeufer von Oskar Moll, ein atmosphärisch verdichteter Felchenfang im Nebel am Untersee von Heinrich Lotter und sommerliche Badegäste von Max Ackermann sind ebenso zu sehen wie die Selbstbildnisse von Künstlern wie Kurt Badt oder Arbeiten aus der kubistischen Phase von André Ficus, der lange Zeit als der Bodensee-Aquarellist schlechthin galt. Zugleich sind großformatige figurative Holzschnitte von HAP Grieshaber ausgestellt, der auf der schwäbischen Alb beheimatet war, wie auch abstrakte Malereien von Georg Muche und dem Farbvirtuosen Emil Kiess. Auch zeitgenössische Arbeiten von Künstlern, die aus der Region stammen, sind zu sehen, wie beispielsweise die Werke des Konzeptkünstlers Thom Barth, die stark religiös motivierten abstrahierten Malereien von Dietlinde Stengelin oder die Sonnenanbeter in ihren Liegestühlen von Cirsten Widenhorn.

Menschen, Städte, Dörfer und Landschaften und natürlich immer wieder der See und das Wasser – das alles bietet diese thematisch wie stilistisch überaus vielfältige Ausstellung. Die Künstler vermitteln mit ihren ganz persönlichen Sicht- und Ausdrucksweisen in ihren  Gemälden, Grafiken, Skulpturen und Objekten ein Kaleidoskop, das die vielen Gesichter, aber auch Geschichten des Sees und seiner Umgebung wiedergibt.

 

 

Text aus der kunst:art 57

 

 

Ein See hat viele Gesichter
bis zum 29.10.2017, Galerie Bodenseekreis
Rotes Haus, Schlossplatz 13, D-88709 Meersburg
Tel.: +49-7532-494129
Di – So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 4 €, erm. 2 €
www.galerie-bodenseekreis.de

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