Das Individuum im Spiegel der Gesellschaft, im Spannungsfeld von Selbstreflexion und Fremdwahrnehmung – eine charakterliche Findung und Festigung galt lange als Kernaspekt der Adoleszenz. Heute haben sich die Anforderungen der Gesellschaft jedoch dahingehend verschoben, dass auch jenseits der Jugend das Ich im Kontext von Erwartungshorizonten kontinuierlich neu ausgehandelt wird, ein Leben lang.
Jene Charakteristika der Jugend, die heutzutage nicht mehr allein diesem Lebensabschnitt vorbehalten sind, untersucht in der Villa Merkel nun die Gruppenausstellung „How to (not) fit in“. Adoleszenz wird hier als Metapher begriffen, durch die sich künstlerische Positionen mit gesellschaftlichen Dynamiken auseinandersetzen. Denn bei weitem nicht alle Gruppen der Gesellschaft genießen dieselbe Möglichkeit der freien Findung oder gar fortdauernden Redefinition des Selbst, da sie tagtäglich mit stereotypen Bildern nicht zuletzt medialer Klischees und struktureller Diskriminierung konfrontiert werden. Diese gängigen Narrative sowie ihre Überwindung werden in der Ausstellung ebenso inkludiert, um ein weiteres Spektrum der Konzepte von Jugend, Aufwachsen und Selbstfindung zu analysieren.
Was einst „Lehr- und Wanderjahre“ waren, sind heute ganze Lebenswege – in der Galerie der Stadt Esslingen werden sie multiperspektivisch ergründet von James Gregory Atkinson, Trisha Baga, Bianca Baldi, Coven Berlin, Christa Joo Hyun D’Angelo, Ed Fornieles, Harry Hachmeister, Aslı Özdemir, Phung-Tien Phan, Przemek Pyszczek, Yves Scherer, Britta Thie, Peter Wächtler und Grace Weaver.
How (Not) to Fit In. Metaphern der Adoleszenz
8.5. – 17.7.2022
Villa Merkel
Pulverwiesen 25
D-73726 Esslingen am Neckar
Tel.: +49-711-35122640
Di 11 – 20 Uhr, Mi – So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 4 €, erm. 2,50 €
www.villa-merkel.de
Text: Ninja Elisa Felske
Bild: Villa Merkel
Erstveröffentlichung in kunst:art 85