Es ist kaum zu glauben, dass das mondäne Wien der frühen 1900er-Jahre so vielen rebellischen Künstlerinnen und Künstlern Heimat war. Doch wie so oft folgt auf zu viel Einseitigkeit, gerade in der Kunst, ein Widerspruch. Nachdem bereits als Antwort auf zu viel Establishment in Wien namhafte Künstler der Vereinigung des Künstlerhauses den Rücken gekehrt und sich 1897 in der Secession offiziell neu zusammengefunden hatten, entstand im Sinne der Neuen Sachlichkeit sowie in der fortschreitenden Begeisterung für „post-expressionistische Tendenzen mit kubistischen Versatzstücken“ 1900 der Künstlerbund Hagen. Seine bewegte Geschichte stellt sowohl kunsthistorisch als auch historisch einen Abriss der gesellschaftspolitischen Entwicklung in Wien dar.
Seine Heimat fand der Künstlerbund in dem Ausstellungshaus Zedlitzhalle, im 1. Bezirk. Dieses diente, bis auf ein kurzes Intermezzo, resultierend aus einer zu progressiven Position oder, laut Gemeinde Wien, aus finanziellen Schwierigkeiten heraus, in den beinahe vier Jahrzehnten als Ort für Kreativität, des Austausches und im Besonderen als Halle für innovative und kreative Ausstellungskonzepte. Dabei ist die internationale Zusammenarbeit und der Austausch mit Künstlervereinigungen aus Budapest, Krakau oder Prag erwähnenswert. Zugleich waren Kooperationen mit den USA, Rom oder skandinavischen Ländern nicht minder inspirierend. Zum österreichischen Renommee trugen bedeutende Namen wie Oskar Kokoschka, Anton Kolig, Egon Schiele und viele mehr bei.
Hagenbund. Von der gemäßigten zur radikalen Moderne
16.9.2022 – 6.2.2023
Leopold Museum
MuseumsQuartier
Museumsplatz 1
A-1070 Wien
Tel.: +43-1-525701584
Mo + Mi – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 15 €, erm. 11 €
www.leopoldmuseum.org
Text: Greta Sonnenschein
Bild: Leopold Museum
Erstveröffentlichung in kunst:art 87