Dürer tat es, Bruegel tat es, Goethe tat es, später auch Gottfried Seume, August Ahlborn und Max Slevogt. Viele Künstler aus dem nördlichen Europa zog es seit dem Ende des 15. Jahrhundert nach Italien. Das milde Klima, die lieblichen Landschaften und das Licht und die Farben des Südens beeindruckten sie ebenso wie die drei großen „K“ – die Kunst, die Kirchen und die Kultur. Sie ließen sich inspirieren und kehrten mit neuen Ideen oder auch neuen künstlerischen Techniken nach Hause zurück. Einige blieben auch in diesem „Land, wo die Zitronen blühen“ – wie es Goethe nach seiner Italienreise beschrieb – für viele Jahre oder gar bis an ihr Lebensende.
Die Ausstellung „Nach Italien. Eine Reise in den Süden“ verfolgt die Spuren von eben jenen Künstlern und Sammlern, die Italien bereisten und das Land schätzen – manche auch lieben – lernten. Anfangs, das heißt seit etwa 1500, suchten vor allem Künstler und Adlige neue Anregungen und Ideen im weltoffenen, fortschrittlichen Süden Europas. Junge angehende Maler und Bildhauer gingen oft zu Fuß den beschwerlichen Weg über die Alpen, um in Werkstätten berühmter Meister eine Lehre anzufangen. Adlige dagegen waren komfortabler mit Pferd oder Kutsche unterwegs. „Diese Bildungsreisen“, erklärt Katja Lembke, Direktorin des Landesmuseums Hannover, „nannte man »Grand Tour«, wovon sich unser Wort »Touristen« ableitet.“
Die Ausstellung im Landesmuseum erzählt von dem, was diese frühen »Touristen« suchten, aber auch darüber, was sie mitbrachten. Zum Beispiel Albrecht Dürer. Bereits als 23-Jähriger besuchte er 1494 ein erstes Mal Norditalien. Von 1505 bis 1507 arbeitete er dann in Venedig, lernte die Werke und Maltechniken von Tizian, Giorgione, und vor allem aber von Giovanni Bellini kennen und schätzen. Der venezianische Einfluss ist in seinen Werken, die nach der Italienreise entstanden, unverkennbar.
Pieter Bruegel der Ältere beschäftigte sich während seiner Reise in den Süden zwischen 1552 und 1555 vor allem mit der Landschaftsdarstellung. In Rom lernte er zudem die Miniaturmalerei kennen. In der Ausstellung sind Maler aus den Niederlanden, Deutschland und Frankreich zu sehen, die diesen Genres zuzuschreiben sind. Ihre Italienbegeisterung zeigt sich in ihren Bildern, mit denen sie auf dem römischen Kunstmarkt unter den »Touristen« ebenso erfolgreich waren wie nach ihrer Rückkehr in der Heimat. Was ist das Neue an dieser Ausstellung? Direktorin Katja Lembke: „Das Landesmuseum Hannover aktiviert seine Depots und zeigt Werke, die noch nie der Öffentlichkeit präsentiert wurden.“
Dazu gehört zum Beispiel die bekannte Sammlung von August Kestner. Aber auch Gemälde des Hannoveraner Künstlers Wilhelm Ahlborn, der 30 Jahre lang in Rom lebte und arbeitete, werden erstmals in angemessener Breite gezeigt. Das Kupferstichkabinett ist mit zahlreichen Stichen von Giovanni Battista Piranesi vertreten. „Mit dieser Sammlung von Italienbildern,“ so Katja Lembke, „zeigt das Landesmuseum Hannover, dass es zu den großen deutschen Kunstsammlungen gehört.“
Nach Italien. Eine Reise in den Süden
28.10.2022 – 19.2.2023
Landesmuseum Hannover
Willy-Brandt-Allee 5
D-30169 Hannover
Tel.: +49-511-9807686
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 10 €, erm. 8 €
www.landesmuseum-hannover.de
Text: Siegfried Schmidtke
Bild: Landesmuseum Hannover
Erstveröffentlichung in kunst:art 88