Es gibt ja derzeit durchaus gute Gründe für Bänglichkeiten mannigfacher Art und wenn man sieht, dass die aktuelle Ausgabe des European Media Art Festival unter dem Motto „Trembling Time“ steht, dann scheinen diese Befindlichkeiten punktgenau bedient zu werden. Aber das EMAF, das alljährliche Osnabrücker Festival für Film und Medienkunst, will durchaus keine Panik schüren. Im Gegenteil, Kuratorin Inga Seidler zielt mit ihrer Themenvorgabe in mehrere Richtungen: „tremble“ ist zwar tatsächlich das Zittern, vor Angst beispielsweise, meint aber ebenso gewissermaßen seismische Vibrationen und Erschütterungen im Untergrund. Diese Basis kann man nun als gesellschaftlich, wirtschaftlich, sozial, technologisch oder sonstwie definiert auffassen.
Aber wohin man schaut, spricht ja manches dafür, unsere Zeit tatsächlich als „Zeit der Unruhe aufzufassen, deren Bewegung diffus und ungerichtet, aber weithin spürbar ist, in der sich das mögliche Ende von etwas ebenso andeuten mag wie die Entstehung von etwas Neuem.“ Die einjurierten Künstler und Künstlerinnen – auch in diesem Jahr war mit eingereichten 3.000 Arbeiten aus den Bereichen Film, Installation und Expanded Media das Interesse enorm – möchten, durch all die multiplen Krisen hindurch, neue Perspektiven eröffnen. Vielfältige Zukunftsvorstellungen jenseits eines mechanistisch verstandenen Fortschritts stellen sich in Ausstellung, Filmprogramm und Vorträgen wie auch in Liveperformances zur Diskussion.
European Media Art Festival
19.04. – 23.4.2023
Kulturzentrum „Lagerhalle“
Rolandsmauer 26
D-49074 Osnabrück
Tel.: +49-541-21658
Eintritt: 15 – 35 €, erm. 10 – 20 €
www.emaf.de
Text: Dieter Begemann
Bild: European Media Art Festival
Erstveröffentlichung in kunst:art 90