Es ist erstaunlich, wie wenig Kunst es gibt, die sich mit dem Klimawandel beschäftigt oder mit dem Menschen als Verursacher desselben. Es heißt, dass gute Kunst relevant sein, wichtige gesellschaftliche Themen anschneiden und unbequeme Positionen beziehen soll. Und gibt es wirklich ein bedeutenderes Thema als den Klimawandel, der vermutlich alles verändern wird? Hungersnöte, Völkerwanderungen, Verwüstungen, Artensterben und vieles mehr droht. Es wäre zu wünschen, dass sich mehr Künstler diesem Thema widmen.
Die Kunsthalle Mannheim geht mit einer großen Ausstellung nun mit gutem Beispiel voran. Das gesamte Gebäude der Kunsthalle dient dieser Ausstellung, die mehr ist als nur irgendeine Kunstausstellung. Immerhin geht es um die Zukunft des Planeten, nein falsch, um die Zukunft der Menschheit. Denn der Planet wird die Erwärmung überleben.
Die Ausstellung „1,5 Grad“ ist unterteilt in mehrere Bereiche: So geht es in einem Bereich um Aktivismus, in einem anderen um die Tier-Mensch-Beziehung oder in einem dritten um die Verbindung von Kultur, Wissenschaft und Technologie. Die Fragestellung der Energiegewinnung und deren Umweltverträglichkeit ist ebenso ein Thema, wie auch die Hoffnung, dass Kreativität und Innovation die Menschheit retten können.
„1,5 Grad“ ist nicht eine Ausstellung, die dem reinen „Konsum“ der Betrachter dient. Es wird insbesondere zum Nachdenken und zum Handeln aufgefordert werden. Wichtiger ist aber noch, dass mit einem partizipativen Rahmenprogramm die Besucher eingeladen werden, über „soziale, ökonomische und kulturelle Zusammenhänge der Klimakrise nachzudenken und zu diskutieren“.
Bei Fragen des Klimas ist es nur folgerichtig, dass die Ausstellung die schützenden Wände der Kunsthalle verlässt und sich zu einem kleinen Teil an der frischen Luft fortsetzt. Denn die Kunsthalle Mannheim ist Partner der Bundesgartenschau Mannheim 2023 und zwei Künstler sind als Teil der Ausstellung „1,5 Grad“ mit einer begehbaren ortspezifischen Installation auf der BUGA vertreten.
Mit mehr als zweihundert Werken versucht die von Johan Holten, Anja Heitzer, Sebastian Schneider und Pia Goebel kuratierte Ausstellung „1,5 Grad“ das Problem der Erderwärmung zu erfassen, die Ursachen dafür festzumachen, Folgen der Erderwärmung zu zeigen und Auswege und Lösungen zu bieten. Höchste Zeit, dass sich auch die Kunst diesem existenziellen Problem in einer großen und umfassenden Ausstellung widmet!
1,5 Grad. Verflechtungen von Leben, Kosmos, Technik
7.4. – 8.10.2023
Kunsthalle Mannheim
Friedrichsplatz 4
D-68165 Mannheim, Germany
Tel.: +49-621-2936423
Di – So 10 – 18 Uhr, Mi 10 – 20 Uhr
Eintritt: 12 €, erm. 10 €
www.kuma.art
Text: Mathias Fritzsche
Bild: Kunsthalle Mannheim
Erstveröffentlichung in kunst:art 90