Alma & Oskar

Filmstill

Ein Film, der mehr sein könnte!

„Alma & Oskar“ ist ein Spielfilm, der auf der wahren Geschichte der Beziehung zwischen der Witwe von Gustav Mahler, Alma Mahler, und dem Wiener Künstler Oskar Kokoschka basiert. Gleichzeitig ist es aber auch eine Geschichte über eine liebeshungrige Frau und ihre toxische Liebesbeziehung mit einem Mann, der sehr grob, fast schon tumb dargestellt wird. Es ist der animalische, grobe und den Konventionen widersprechende Mann, dem Alma Mahler den Vorzug vor den zarten und intellektuellen Männern wie Walter Gropius gibt.

Gestreift werden im Film Themen wie die damalige Frage, ob Frauen kreativ sein können, und damit, ob Frauen zu größeren intellektuellen künstlerischen Leistungen überhaupt in der Lage seien oder ob das genetisch unmöglich sei. Übertönt wird diese Frage jedoch stets von den Liebesbeziehungen Alma Mahlers zu Kokoschka und zu Gropius.

Das ist schade, denn die Darstellung Oskar Kokoschkas wirkt so übertrieben, so negativ verzerrt, dass man den Film auch nicht einfach als Historienfilm über eine junge Liebe ansehen kann. Und doch wird dieser toxischen Beziehung der meiste Platz eingeräumt. Toxisch, da Kokoschka seine Geliebte anbrüllt, hinwirft, ja sogar vergewaltigt. Sie hingegen flieht immer wieder vor der Beziehung, nur um darauf zu warten, im Sturm wiedererobert zu werden. Der Historienfilm vergibt leichtfertig die Möglichkeit, mehr zu sein, als er ist. Dabei ist die leider nur angerissene Frage nach dem Bild der Frau vor hundert Jahren doch so spannend! 

Alma & Oskar
Ein Film von Dieter Berner
Kinostart D: 6.7.2023, A: 7.7.2023
Spielfilm
Österreich, Schweiz, Deutschland, Tschechien 2022
Dauer: 88 Minuten
FSK: 16
Besetzung: Emily Cox (Alma), Valentin Postlmayr (Oskar)
www.alamodefilm.de

Text: Christian Corvin
Erstveröffentlichung in kunst:art 92