Feiern in der DDR

1.7. – 15.10.2023 I Kunstsammlung Jena

Jens Rötzsch, Pfingsttreffen der FDJ-Turnerinnen-Berlin, 1989

Fotografien des Vergnügens

Ja, die Kunst aus der DDR hat es auch über dreißig Jahre nach dem Fall der Mauer schwer. Als ob es nicht schon zu DDR-Zeiten schwierig genug gewesen wäre für jene, die dem System den Rücken kehrten. Natürlich wollte der Parteiapparat nicht das sehen, was sich tatsächlich hinter dessen Rücken zutrug. Es wurde gefeiert in der DDR und man hatte Freude daran. Davon erzählen die 300 Fotografien von 31 Künstlern aus der Zeit, die in Jena zu sehen sind. Schaut man sich die Namen der Künstler genauer an, so sind auch die bekannten darunter zu finden wie Ludwig Rauch oder Ute Mahler. Interessanter hingegen sind jene Fotos, die in der Ausstellung zum ersten Mal überhaupt zu sehen sind. 

Der Weg zum selbst Fotografieren war allerdings staatlich geebnet worden. Denn in Fotozirkeln, die es in der ganzen DDR gab, konnten sich Jugendliche damit vertraut machen. Wer seine Berufung für später darin entdeckte, richtete sich meist ein privates Fotolabor ein. Meist im Keller oder notfalls auf dem Dachboden. Den Umgang mit Chemikalien erlernte man in den Fotozirkeln. Sie zu beschaffen, war eine andere Sache. Farbige Fotografien waren eine Herausforderung. Sie kamen erst gegen Ende der DDR auf. Die besten Fotos in der Ausstellung sind jene, die nicht gestellt oder arrangiert worden sind. Heute ist alles digital. Doch die analoge Fotografie hat ihren Reiz bis heute nicht verloren. Davon zeugen die Fotos, die Einblicke in die Lebensfreude der DDR-Bürger geben, abseits der Norm der Partei zu „schwofen“. 

Der große Schwof. Feste feiern im Osten
1.7. – 15.10.2023
Kunstsammlung Jena
Markt 7
D-07743 Jena
Tel.: +49-3641-498261
Di – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 5 €, erm. 3 €
www.kunstsammlung-jena.de

Text: Nadja Naumann 
Bild: Kunstsammlung Jena
Erstveröffentlichung in kunst:art 92