Gedanken- und Schmerzfarben
Kaum zu glauben, dass schon 10 Jahre vergangen sind seit dem Tod dieser beeindruckenden Künstlerin, deren Werk immer noch – oder erst recht – so ungeheuer heutig wirkt! Dies zu überprüfen ermöglicht ein Besuch in Passau, wo das MMK, das 1990 in historischer Architektur eröffnete Museum Moderner Kunst, der Österreicherin eine Soloschau widmet. 1919 in Kärnten geboren, wurde Maria Lassnig zunächst von Surrealismus und Informel geprägt, den aktuellen Richtungen der 50er. Ihr ganz eigener Weg aber eröffnete sich in Paris mit frühen „Körperbewusstseinsaquarellen“, mit denen sie (nachträglich und nicht unbedingt zu ihrem Wohlgefallen) zur Leitfigur feministischer Kunst wurde.
Fahrt aber nahm ihre Karriere erst auf im New York der Folgezeit, wo inzwischen auf breiter Front eine Rückkehr zur Figürlichkeit stattgefunden hatte. „Die Stirn bekommt eine Gedankenfarbe, die Nase eine Geruchsfarbe, Arme und Beine eine Fleischdeckenfarbe; es gibt Schmerzfarben und Qualfarben“, das ist so ein typischer Lassnig-Satz, der ihr Leib-und Magenthema, die künstlerische Wahrnehmung der Körperlichkeit, umreißt – in aller Lust und allem Elend. Lassnig wurde mit ihren rücksichtslosen, so ganz uneitlen Selbstporträts berühmt, zahlreiche Auftritte auf documenta-Ausstellungen und Venedig-Biennalen belegten ihre Position. Die Passauer Ausstellung greift zurück auf die Sammlung von Helmut Klewan, der ihr erster deutscher Galerist war im München der 1980er-Jahre.
Maria Lassnig. Die Sammlung Klewan
27.4. – 14.7.2024
Museum Moderner Kunst Wörlen Passau
Bräugasse 17
D-94032 Passau
Tel.: +49-851-3838790
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 10 €, erm. 7 €
www.mmk-passau.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Museum Moderner Kunst Wörlen Passau
Erstveröffentlichung in kunst:art 97