
Fiktive Personen
Erstmals im europäischen Raum und außerhalb seines Heimatlandes Großbritannien widmet sich die Kunsthalle Krems den Arbeiten des 1981 in London geborenen Thomas J Price. Gezeigt werden in der von Florian Steininger, Direktor der Kunsthalle Krems, kuratierten Personale vornehmlich die Skulpturen aus Prices ansonsten multimedialem Schaffen.
Price, der am Chelsea College of Art und dem legendären Royal College of Art studierte, machte spätestens im Jahr 2001 auf sich aufmerksam, indem er für seine Performance „Licked“ drei Tage lang eine Galeriewand ableckte. Weitaus subtiler und weniger progressiv ist hingegen sein figuratives bildhauerisches Œuvre.
Die bis zu drei Meter großen Skulpturen sind stark auf die Mimik und Körperhaltungen der Personen bedacht. Materialästhetisch setzt er dabei auf Palladium- oder Goldlegierungen, nutzt Acryl- oder Aluminiumstoffe, Wachsverschmelzungsverfahren oder klassischen Bronzeguss bis hin zu moderneren Methoden wie dem 3D-Druck.
Modell steht ihm niemand, denn seine Figuren folgen keinen realen Vorbildern, sondern sind durchaus wirklichkeitsgetreue Fiktionen. Seine Skulpturen offenbaren eine erfrischende Verschiebung der Machtverhältnisse: Sind monumentale Skulpturen der gängigen Bildhauer-Praxis mit heroischem Input oder religiöser Ikonografie behaftet, so setzt Price auf Menschen des Alltags und überführt das Medium der Plastik in unser heutiges Zeitalter, indem er Bezüge zu Rasse oder Sozialstatus neu kontextualisiert und universelle menschliche Eigenschaften als neue Doktrin fokussiert.
Thomas J Price. Matter of Place
27.4. – 22.9.2024
Kunsthalle Krems
Museumsplatz 5
A-3500 Krems an der Donau
Tel.: +43-2732-908010
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 12 €, erm. 10 €
www.kunsthalle.at
Text: Paula Wunderlich
Bild: Kunsthalle Krems
Erstveröffentlichung in kunst:art 97