Die Ornamenta 2024 definiert die Grenzen im Nordschwarzwald neu

5.7. – 29.9.2024 | Ornamenta

Porträt des Kuratorenteams (v.l.n.r.) Jules van den Langenberg, Willem Schenk, Katharina Wahl

Vom Solartal über das Inhalatorium bis Databrunn

Als wäre sie soeben aus dem Fluss gestiegen, sitzt eine Bronze-Figur am Enzufer. Der Blick geht
erwartungsvoll Richtung Himmel, denn bei geeigneter Sonneneinstrahlung versprüht die Skulptur mit den Hightech-Sensoren im Kopf feine Wassertröpfchen und lässt so wie von Zauberhand einen Regenbogen über dem Fluss entstehen.

Das Kunstwerk „Haug Regenbogenskulptur“ des deutsch-isländischen Künstlerduos Veronika Sedlmair
und Brynjar Sigurðarson lösen die Grenzen zwischen Natur, Handwerk, Technik, Mystik und Realität auf.
Willkommen in Pforzheim, wo nun mit der „Ornamenta“ die Grenzen der Region neu definiert werden.
Pforzheim, Zentrum der Region Nordschwarzwald zwischen Karlsruhe und Stuttgart, katapultiert sich drei Monate im Sommer aus dem Schatten seiner Nachbarn.

Hochkarätiges Kunstevent und smartes Standortmarketing sind das Kennzeichen der „Ornamenta“. Das
Kuratorenteam, bestehend aus Katharina Wahl, Willem Schenk und Jules van den Langenberg,
konzentriert die Aktivitäten auf fünf Themenkreise. Von Juli bis September wird die Region im
Nordschwarzwald um fünf thematische Nachbarschaften erweitert, die sich mit Themen von lokaler und
europäischer Relevanz befassen.

Der Regenbogensprüher wird als poetisches Zeichen zunächst in der neugeschaffenen Gemeinde „Bad
Databrunn“ und schließlich dauerhaft in Pforzheim bleiben und durch seine Präsenz den
Nordschwarzwald als Übergangszone markieren, die urbane und ländliche Lebensweisen
zusammenführt. Weitere neue temporäre, thematische Gemeinden sind „Schmutzige Ecke“, „Zum Eros“,
„Inhalatorium“ und „Solartal“. Sie greifen Themen auf, die Menschen in allen Gesellschaftsschichten
betreffen.

Von Sonnenschein und Zugang zu sauberer Luft bis hin zu sozialen Tabus und Technologie ist jede
Gemeinde ein Ort der Interaktion. Ein beneidenswertes Gut ist der Reichtum an frischer Luft in der
entspannten Atmosphäre der Kurorte im Nordschwarzwald. Die Themengemeinde „Inhalatorium“ setzt
sich mit diesem Schatz auseinander. Sie öffnet Atemhöhlen, um Wege zu einem bewussteren Umgang
mit dem unsichtbaren Element Luft aufzuzeigen. Neue Erfahrungen mit der verbindenden Kraft der Luft
vermittelt die „Ornamenta“ in einer Ausstellung über Filz und Rauch sowie einem Kunstwerk, das durch
Wälder führt.

In der „Schmutzigen Ecke“ geht es um Tabus sowie um Geschichten, die die Zukunft bestimmen. Es
werden Wege geebnet für Gespräche über eine gleichberechtigte Gesellschaft und über nachhaltiges
Bauen. Die Ausstellungen und Angebote im „Solartal“ sollen gesellschaftliche Spaltungen überwinden.
Übernatürliche Kräfte, Schattenspender und Bräunungserlebnisse sowie neue Sonnenuhren in der
Region sollen die Sicht auf Gemeinsamkeiten und alles Verbindende fördern.

In der Gemeinde „Zum Eros“ geht es schließlich um neue Formen der Freundschaft, Liebe und
Zuneigung. Sie bietet Konzepte, die über tradierte und einschränkende gesellschaftliche Vorstellungen
von romantischer Liebe und menschlicher Verbundenheit hinausgehen. Also nichts wie hin nach
Pforzheim, um die neuen Gemeinden im Nordschwarzwald kennenzulernen.
Stefan Simon lebt und arbeitet als Journalist in Süddeutschland.

Ornamenta 2024
5.7. – 29.9.2024
Ornamenta GmbH
Dillsteiner Str. 21
D-75173 Pforzheim
Tel.: +49-7231-393932
Tagesticket 10 €, Wochenendticket 27 €, Saisonticket 50 €
Programm unter www.ornamenta2024.eu

Text: Stefan Simon
Bild: Ornamenta GmbH
Erstveröffentichung in kunst:art 98