Ukn Lee im Museum Bad Pyrmont

bis zum 17.11.2024 I Museum Bad Pyrmont

Ukn Lee, nested space, 2018

Zwischen Raum und Zeit

Der südkoreanische Künstler Ukn Lee wurde 1963 geboren und hat in Seoul, Kiew und Braunschweig – als Meisterschüler von Prof. Norbert Tadeusz und Prof. Stephen McKenna – Malerei studiert. Seit 2009 lebt er in Berlin, Lügde und Seoul, wo er schon von 2000 bis 2009 als Außerordentlicher Professor an der Universität für Künste Chu-Gye unterrichtet hat. Seine zahlreichen Einzelausstellungen fanden bisher in Korea und Deutschland statt, in Gruppenausstellungen wurden seine Werke auch in Polen und Kanada gezeigt.

Ukn Lee malt auf Leinwand, Holz und teilweise bedruckter Seide. Nicht nur die Untergründe machen seine Arbeiten so vielschichtig, sondern auch seine Arbeitsweise auf mehreren Ebenen, die sich oft in Form von Pentimenti zeigen und so das künstlerische Arbeiten – analog dem Leben – als einen dynamischen Prozess offenbaren.

Das stilistische Mittel der Pentimenti, also Korrekturen oder Übermalungen (von italienisch pentimento, „Reue“; deutsch „Reuestriche“) oder Veränderungen, die während des künstlerischen Schaffensprozesses vorgenommen wurden, finden sich immer wieder in Ukn Lees Arbeiten und sind Sinnbilder für Zeit, Raum, Prozess und Ephemeres – kurzum das Dasein.

Wie sehr das Leben und das eigene Umfeld eine Rolle in seinem Œuvre spielen, zeigen etwa die zahlreichen Selbstporträts, das Porträt seines Bruders oder das Konterfei seiner Tochter. Unter einem heute sichtbaren Porträt seiner Tochter liegt noch ein Selbstporträt des Künstlers verborgen – nur das Auge von Ukn Lee scheint noch zwischen den Haarsträhnen des Mädchens durch. So bewegen sich seine Arbeiten mit diesem malerischen Aufbau oft zwischen verworfenen Skizzen, Weiterentwicklung und Übermalung zum bestehenden neuen Bild.

Straßenszenen und belebte Plätze faszinieren ihn ebenso wie der private und intime Raum. Wie eine wuselige Collage wirken seine geselligen Werke, die teils gemalt, teils gezeichnet mit verschiedenen Stadien des Fertigstellungsprozesses der Einzelfigur spielen („Infinite space II“, 2007). Die Porträts hingegen bettet er in einen oftmals ruhigen, kontemplativen Raum ein, der entweder durch Monochromie oder konstante Ornamentik entsteht. Dabei folgen Ukn Lees Arbeiten oft der Fragestellung nach der Situierung und Beschaffenheit der menschlichen Figur im Raum – zwischen Innen und Außen, Privat und Öffentlich.

Changierend zwischen den Traditionen asiatischer und europäischer Kunst, sind seine Arbeiten nicht nur material-ästhetisch eine Verschmelzung, sondern auch ein Wechselspiel mit eben jenen tradierten Bildsprachen aus Ost und West.

Zu der figurativen Malerei gibt es auch abstrakte Ansätze in seinem Schaffen. Auslöser für diese neuen künstlerischen Wege, zwischen Realismus und Abstraktion, war die Corona-Pandemie. Mit der kompletten Serie „13 Seasons“ begann seine persönliche Verarbeitung dieses für ihn unwirklichen und tragischen Menschheitsereignisses. Neben Lees Gemälden sind auch Zeichnungen, Videos und Skulpturen zu sehen.

Frau Dr. Denise Susnja ist Kunsthistorikerin und promovierte über Polaroid-Fotografie.

Ukn Lee. Unwirklichkeit und Realität
bis zum 17.11.2024
Museum Bad Pyrmont
Schloßstr. 13
D-31812 Bad Pyrmont
Tel.: +49-5281-606771
Di – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 4 €, erm. 2 €
www.museumpyrmont.de

Text: Dr. Denise Susnja
Bild: Museum Bad Pyrmont
Erstveröffentlichung in kunst:art 99