Die Überwindung der Schwerkraft
Bei Ullrich ist nichts, wie es scheint, und der Eindruck von Größe und Proportion seiner Skulpturen kann abhängig vom Standpunkt ganz unterschiedlich gesehen werden. Vom 10. März bis 29. September erscheinen den Besuchern in „Überwindung der Schwerkraft“ Ullrichs Blickwinkel mal als Quadrat oder schmales Rechteck in der Architektur der Kunsthalle Weishaupt. Im Bau des Architekten Wolfram Wöhr, ein ehemaliger Schüler von Richard Meier, entfaltet dabei unverkennbar die Postmoderne eine Melange mit Ullrichs Konkreter Kunst, die durch ihre Ruhe und Klarheit einen wirkungsvollen Erlebnisraum für seine geometrischen Körper schafft.
Der geschnittene und gefaltete Stahl seiner großformatigen, scheinbar schwebenden Reliefs hat den heute 63-jährigen Künstler seit Beginn seines Schaffens beschäftigt und damit ebenso die Frage, wie aus planer Fläche ein räumliches Objekt werden kann. Bereits in den frühen Jahren seines Studiums in Stuttgart interessierte ihn der erweiterte Begriff der Malerei. Dabei greift Ullrich zu unterschiedlichen Formaten und Materialien, die sich den Besuchern als Dialog zwischen kleinen Tuschearbeiten auf Papier und Korten-Stahlsegmenten vorstellen. Trapezförmige Flächen scheinen sich in die Wand hineinzuarbeiten, Rechtecke kippen uns entgegen, Ellipsen aus farbiger Fläche und gebürsteten Stahlkanten gleiten schwerelos dahin. Hier widersprechen sich Anschauung und Physis und Ullrichs flache Wandobjekte werden zu schwebenden (Vorstellungs-)Räumen. Sehenswert.
Wolfram Ullrich. Überwindung der Schwerkraft
10.3. – 29.9.2024
Kunsthalle Weishaupt
Hans-und-Sophie-Scholl-Platz 1
D-89073 Ulm
Tel.: +49-731-1614360
Di – So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 6 €
www.kunsthalle-weishaupt.de
Text: Sebastian C. Strenger
Bild: Kunsthalle Weishaupt
Erstveröffentlichung in kunst:art 96