Das Osthaus Museum Hagen in neuer Darstellung

18.5. – 12.10.2025 | Osthaus Museum Hagen

Roy Lichtenstein, Sunrise, o.J.

Von Cagnes nach Hagen

Als Karl Ernst Osthaus am 27. 3. 1921 mit 46 Jahren in Meran starb, befanden sich in seiner Sammlung unzählige Schätze: etwa 1.000 Werke der Malerei, 800 Plastiken und Skulpturen, 250 Künstlerobjekte und 5.000 Arbeiten auf Papier. Der Sammler stammte aus einer vermögenden Familie; sein Erbe ermöglichte es ihm, seiner Liebe zu Kunst und Kultur nachzugehen. Nach seinem Tod ging die Sammlung an das Folkwang-Museum in Essen.

1930 wurde in Hagen ein neues Städtisches Kunstmuseum gegründet, das versuchte, im Sinne von Osthaus wieder eine Sammlung moderner Kunst aufzubauen. 500 Werke aus diesem Museum wurden 1937 als „entartet“ beschlagnahmt, ein schmerzhafter Verlust wie in so vielen Museen. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute die engagierte Direktorin Herta Hesse-Frielinghaus eine neue Sammlung zur Kunst des 20. Jahrhunderts auf. Sie sah sich den Ideen von Osthaus verpflichtet und kaufte in den folgenden Jahrzehnten vor allem hochkarätige Werke der deutschen Expressionisten sowie aktuelle Kunst. Mehrere Schenkungen, wie die der Sammlung Berg, ermöglichten den Aufbau der städtischen Kunstsammlungen. 1955 zog das Museum in den Folkwang-Bau an der Hochstraße, der 1972 erweitert wurde. 1991 wurde die historische Inneneinrichtung rekonstruiert.

In der neuen Sammlungsdarstellung bildet Pierre Auguste Renoirs wunderschönes Bild „Blick von Haut de Cagnes aufs Meer“ (1910) einen Höhepunkt. Osthaus hatte ein enges Verhältnis zu dem Impressionisten und hatte ihn in Cagnes-sur-Mer besucht, wo Renoir das Ende seines Lebens verbrachte. Das Bild „Landschaft bei Cagnes“ war Teil seiner Sammlung. Das Gemälde des Osthaus-Museums dagegen gehörte einst dem jüdischen Banker Jakob Goldschmidt, dessen Vermögen von den Nazis 1941 beschlagnahmt worden war. Es wurde versteigert und anschließend mehrfach weiterverkauft, bis es die Witwe des letzten Käufers dem Osthaus-Museum vermachte. Die Erben erhoben Restitutionsansprüche, denen die Stadt Hagen nach 15 Jahren 2023 nachkam. Mit Hilfe der Kulturstiftung erwarb es das für die Sammlung so bedeutsame Bild wieder zurück. Es ist eines der schönsten Landschaftsgemälde des 1919 verstorbenen Impressionisten und bildet eines der Juwelen der neuen Sammlungspräsentation nach dem Umbau.

Zu sehen sind außerdem Hauptwerke des Impressionismus und Expressionismus, Arbeiten der Neuen Sachlichkeit und des Konstruktivismus. Weiter geht es mit seit Langem nicht mehr gezeigten Werken der Op und Pop Art. Hier grüßt Andy Warhols „Liz Taylor“ von 1964.

Das frisch entstandene Schaudepot, das sich in den einstigen Atelierräumen des Malers Christian Rohlfs befindet, ermöglicht einen neuen Blick auf die plastische Sammlung. Rohlfs war einst von Osthaus nach Hagen eingeladen worden. Seine Zeichnung „Christus und die beiden Jünger zu Emmaus“ gehört zu den letzten Ankäufen von Osthaus. In den Räumen, in denen Rohlfs bis 1938 sein Atelier hatte und in denen noch Gemälde von ihm hängen, sitzt auch ein Buddha aus dem 18. Jahrhundert. Kunst und Natur begegnen sich bei „natural relations“ in der Brunnenhalle und „Zurück zur Natur – oder?“ im Jungen Museum.

Dr. Milan Chlumsky promovierte an der Pariser Sorbonne über Ästhetik und den tschechischen Poetismus.

Von Renoir bis Warhol
18.5. – 12.10.2025
Osthaus Museum Hagen
Museumsplatz 1
D-58095 Hagen
Tel.: +49-2331-2073138
Di – So 12 – 18 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 4,50 €
www.osthausmuseum.de