Für immer Deix!

16.1.16 – 16.01.17 | Karikaturmuseum Krems

Manfred Deix (* 1949) bietet in der Schau FÜR IMMER DEIX! eine schonungslose Zeitreise in die Untiefen der österreichischen Seele, so wie er sie sieht. Der Zeichner provoziert, schockiert und rüttelt an gesellschaftlichen Tabus wie selten zuvor ein österreichischer Künstler. Zum 15. Geburtstag des Karikaturmuseum Krems ist die Dauerpräsentation ab Januar 2016 in einer aktualisierten Fassung zu sehen.

Eine neue exquisite Auswahl von rund 80 Zeichnungen, darunter Klassiker aus der Sammlung des Landes Niederösterreich sowie bisher zum Teil noch nie ausgestellte Arbeiten aus dem exklusiven Privatbesitz des Künstlers werden in der Schau vorgestellt. Zwei echte Highlights aus dem Kosmos von Manfred Deix erleben dabei ihre Premiere: Erstmalig präsentiert wird die Installation Das Deix‘sche Aquarium. Es ist allgemein bekannt, dass Manfred Deix Katzen über alles liebt, auch gilt er als Beschützer von Problembär Bruno und als Retter geschundener Hunderln. Ein wahrer Tierfreund eben. Aber Deix ist auch Entdecker bisher unbekannter Fischarten mit recht klingenden Namen. In der Ausstellung können die BesucherInnen mit den eigenwilligen Geschöpfen auf Tuchfühlung gehen und tief in die Deix’sche Fischkunde eintauchen. So trifft man hier auf den steierischen Stäbchenstöhr, den finnischen Ferkelflosser, den katalanischen Katzenkarpfen oder den bengalischen Busenbarsch. Das Neueste aus der Feder von Manfred Deix sind die sogenannten „Blitzblätter“. Die „Deix Blitzblätter“ sind ein flüchtiges Spiel mit dem Kohlestift, ohne Vorbereitung oder Vorskizzen. Die lustvollen Zeichnungen, die blitzschnell in wenigen Sekunden entstehen, zeigen Porträts aus dem reichhaltigen Repertoire an „Deix Figuren“ voller Leichtigkeit und Humor.

Die verschiedenen Kapitel der Ausstellung sind durch bislang noch nicht gezeigtes Material aus rund 40 Jahren aufgefrischt worden. Der Großteil davon ist auch nach Jahrzehnten noch von brisanter Aktualität. So fordert der Künstler zum Beispiel im Abschnitt Der ungemütliche Deix in seinem Cartoon aus den 1980er Jahren Mehr Frauen in Männerberufe!. In Ja zur Atomenergie! (1990) zeichnet Manfred Deix ein gruseliges Bild von verwachsenen, mutierten Gesichtern von seelenlosen Geschäftsmännern, die kaltblütig den Folgen krankmachender Atomstrahlung trotzen. Er trifft in diesem Cartoon die provozierende Feststellung, dass Profitdenken über der menschlichen Gesundheit steht. Im Kapitel Der gläubige Deix findet sich die Arbeit Sollen Priester heiraten dürfen? aus dem Jahr 1995, was seiner Meinung nach bei dem zu erwartenden Kindersegen bei den ärgerlichen Nachwuchsproblemen im Kirchenamt sehr hilfreich sein könnte. Im Abschnitt Der politische Deix huldigt der Zeichner dem Parteibuch: Man kann nie früh genug Parteimitglied werden. Verantwortungsvolle Eltern wollen für ihr Kind nur das Beste. Und so ist es nur logisch, dass der Nachwuchs umgehend in die Obhut liebevoller Parteiwerber genommen wird, denn jeder weiß: Nur mit dem Büchlein gibt’s einen gesicherten Kindergartenplatz, den besseren Schulplatz, die Festanstellung mit Karrieregarantie und optimale Pensionsvorsorge. Der Cartoon ist um 1984 entstanden und Deix hat ausgesprochen was jeder vermutete und leider 30 Jahre später sogar in einer Studie belegt wurde.

Karikatur ohne Bissigkeit, Drastik, Schärfe ergibt für mich keinen Sinn. Man hat mir oft Geschmacklosigkeit und Brutalhumor vorgeworfen. Wer denn, wenn nicht Satiriker, soll die Dinge beim Namen nennen? (Manfred Deix)

Manfred Deix, der in St. Pölten und Böheimkirchen aufgewachsen ist, fertigte schon als Kind Karikaturen von den Gästen im elterlichen Gasthaus an und studierte bereits in frühen Jahren das Milieu der Bauern und Arbeiter, die zu den Gästen des Wirtshauses zählten.

Schon als Zwölfjähriger hatte ich das Privileg, als Schankbursche im elterlichen Gasthaus die Menschen wirklich hautnah erleben zu können. Es waren überwiegend die sogenannten ‚kleinen Leute‘, die bei uns zu Gast waren. Da standen sie also meist im Arbeitsgewand an der Budel und tranken ihre Gspritzten, Seidel oder Viertel, unterhielten sich über alles Mögliche von der Politik über die Arbeit bis zu den Frauen, erzählten sich herbe Männerwitze, lachten oder stritten sich über Belangloses und ahnten natürlich nicht, dass sie vom hellwachen Buben hinter der Theke gnadenlos ausgehorcht und beobachtet wurden. Die anderen saßen an den Tischen, ließen sich Schnapskarten, Gulasch und Bier servieren, um gegen Mitternacht die Lokalität zu verlassen, ohne auch nur einen Groschen Trinkgeld lockerzumachen. Aus Rache habe ich aus ihnen die mittlerweile bekannten ‚Deixfiguren‘ geformt und ihnen zu fragwürdiger Berühmtheit verholfen. Strafe muss sein.

(Manfred Deix) Deix’ Erkundung der Untiefen der österreichischen Seele beginnt Anfang der 1970er. In seinen Gedichten und mit dem Zeichenstift übt Deix unermüdlich Kritik an gesellschaftlichen Zwängen, Fremdenhass und Scheinheiligkeit. Er geht konsequent und unbeirrt seinen Weg: Politiker werden schonungslos unter die Lupe genommen, die Bussi-Bussi-Gesellschaft der Prominenten mit ihren Eitelkeiten wird bloßgestellt und auch die Kirche samt „Bodenpersonal“ (sic) erntet Spott. Deix provoziert, schockiert und rührt an gesellschaftliche Tabus wie selten zuvor ein österreichischer Künstler. Losgelöst von ihrer politischen Aktualität sind die Arbeiten von Deix längst Kunstwerke geworden, Klassiker der österreichischen Karikatur und mittlerweile stilbildend. Diese erlauben einen besonderen Blick auf Denkprozesse und Lieblingsthemen des Künstlers, der konsequent und unbeirrt seinen Weg geht. Sowohl Fans der ersten Stunde als auch Neueinsteiger in das Deix-Universum kommen voll auf ihre Kosten.

Die aktualisierte Ausstellung FÜR IMMER DEIX! wird wieder von einem „Hearonymus“, dem Audioguide im Karikaturmuseum Krems, begleitet. Damit können die BesucherInnen mehr zu einzelnen Werken erfahren. Von Manfred Deix dargebrachte Gedichte, Kommentare zu Cartoons und zusätzliche Informationen zum Karikaturmuseum Krems lassen den Besuch im Haus für Satire multimedial werden.

 

Text: Karikaturmuseum Krems | Foto: Karikaturmuseum Krems
Externer Link: Karikaturmuseum Krems

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