
von Dieter Begemann //
Zur Kunst aus dem sozialistischen Lager spuken einem schnell die bekannten Klischeebilder durch den Kopf: verdiente Traktoristen und Plansoll-Übererfüller … Darüber vergisst man nur allzu leicht, dass es auch andere Bewegungen jenseits des plakativen sozialistischen Realismus gab: Künstler, die ganz für sich und ohne Hoffnung auf öffentliche Wahrnehmung arbeiteten oder auch durchaus selbstbewusst auftretende Zusammenschlüsse. Dazu gehörte die Gruppe Gorgona, die das Kunstmuseum Liechtenstein in seiner aktuellen Schau vorstellt.
Unter dem beziehungsreichen antiken Label der Gorgone, deren schreckenerregender Anblick bekanntlich die Gegner zu Stein erstarren ließ, fanden sich 1959 in der kroatischen Hauptstadt Zagreb eine Anzahl von Künstlern aus verschiedenen Arbeitsfeldern zusammen: Maler, Bildhauer, Architekten und Kunsttheoretiker. GORGONA vertrat dabei keine programmatisch festgelegte Ausrichtung: Der gemeinsame Nenner war die Abkehr von der normierten Staatskunst und der Wunsch, die praktischen wie theoretischen Anregungen der internationalen Avantgarden jener Zeit schöpferisch aufzunehmen. Die aktive Phase der Gruppe währte bis 1966 und bezog, neben den Hauptprotagonisten wie Julije Knifer, Ivan Kožarić, Mangelos, Duro Seder und Josip Vaništa, eine Vielzahl von Freunden und Verbündeten ein. Bei der von Friedemann Malsch kuratierten Liechtensteiner Ausstellung handelt es sich um die erste umfassende Ausstellung der Gruppe Gorgona im deutschsprachigen Raum.
Text aus der kunst:art 55
Die Gruppe GORGONA
9.6. – 3.9.2017, Kunstmuseum Liechtenstein
Städtle 32, LI-9490 Vaduz
Tel.: +423-235-0300
Di – So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr, Eintritt: 15 CHF, erm. 10 CHF
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