von Dieter Begemann //
Einer der wichtigsten Vertreter einer rein auf das Phänomen der Farbe, ohne jeden symbolischen oder erzählerischen Ballast, konzentrierten Malerei ist Rupprecht Geiger. Ihn – neu oder wieder – kennenzulernen, dazu lädt nun das Kunstmuseum Bochum ein. Der 1908 in München geborene Künstler – er war, nebenbei bemerkt, lange auch als Architekt aktiv, eine Tätigkeit, die ihm wohl half, auch in seiner Kunst auf das Wesentliche zu kommen – wurde in den 1950er Jahren bekannt als einer der aktivsten Vertreter der Gruppe ZEN49, deren Mitgründer er war. Das Wesen der Farbe zu erforschen wurde damals sein Programm, dem er in seinem langen und produktiven Leben – er starb 2009 im Alter von 101 Jahren – nachging.
Ein förmliches Erweckungserlebnis aber war lang zuvor, während des Einsatzes als Soldat, die überwältigende Erfahrung der glutroten, unendlich weiten Sonnenuntergangshimmel in Russland gewesen. Angesichts von Zerstörung und Verzweiflung schien sich dem jungen Geiger hier eine Ebene unzerstörbarer Transzendenz aufzutun. Um diese dann als Maler dem Betrachter unvermindert näherzubringen, griff Geiger oft zum Mittel des shaped canvas: Farbe braucht nicht nur Fläche, sie braucht auch Raum. Und sie schafft Raum: In seinem späterem Werk macht der Künstler seine Farben als dreidimensionale Objekte frei umschreitbar. Eine exemplarische Auswahl lässt Geigers Werk, vor allem seine Liebe zum Rot, lebendig werden.
Text aus der kunst:art 56
Rupprecht Geiger. Farbe tanken
25.6. – 24.9.2017, Kunstmuseum Bochum
Kortumstr. 147, D-44777 Bochum
Tel.: +49-234-9104230
Di – So 10 – 17 Uhr, Mi 10 – 20 Uhr
Eintritt: 5 €, erm. 2,50 €
www.kunstmuseumbochum.de
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