Nadel der Welt. – Kimsooja im Kunstmuseum Liechtenstein

bis zum 21.1.2018 | Kunstmuseum Liechtenstein

Kimsooja, Encounter – Looking into Sewing, 2012. Foto Aaron Wax.

 

von Karin Gerwens //

 

Eine Frau steht auf einer belebten Straße, von allen Seiten strömen Menschen an ihr vorbei, doch die Frau steht still und lässt das Treiben um sich herum geschehen. Die Szene beschreibt eine Performance der koreanischen Künstlerin Kimsooja, die sie in den Videos zu „The Needle Woman“ (1999 – 2001) festgehalten hat. Die Videos wurden in insgesamt acht verschiedenen Städten auf unterschiedlichen Kontinenten aufgenommen, darunter Delhi, Tokio, Mexico City und Shanghai. Kimsooja stellt eine menschliche Nadel dar, die verschiedene Leben, Kulturen und Städte miteinander verwebt: So sagt die Künstlerin über sich selbst: „My Needle is my body.“,

Die 1957 geborene Südkoreanerin beschäftigt sich in ihren Skulpturen, Installationen, Videos und Performances mit der menschlichen Existenz. Anhand von extremen Erfahrungen versucht sie herauszufinden, was das Menschsein ausmacht. In einer anderen Performance sieht man sie als Bettlerin auf einer Straße sitzen oder liegend als Obdachlose.

Bekannt geworden ist Kimsooja, die seit 1998 in New York lebt, jedoch durch ihre Arbeiten mit den bunten, traditionellen koreanischen Laken, den Bottari. Die Stoffe werden in Korea universal als Bettlaken oder als Bündel zum Transportieren von Dingen eingesetzt. Kimsooja selbst ist mit den Stoffballen bereits umgezogen, doch erst im Ausland, bei einem Aufenthalt 1992 in New York, kam ihr die Idee, aus den Laken Kunst zu schaffen. Oftmals befinden sich in den Bottaris Dinge, die einem viel bedeuten oder die man zum Leben braucht. Für ein Kunstprojekt sammelte die Wahl-Amerikanerin, die ihren Geburtsnamen Kim Soo-Ja zu einem Wort „zusammengewebt“ hat, getragene Kleidung und wickelte sie in die Ballen. Da Kimsoojas Vater bei der Armee war, wohnte die Familie selten lange an einem Ort. Es ist daher verständlich, dass die Bündel für die Koreanerin ein wichtiges Utensil bei den häufigen Umzügen waren und sie eine persönliche Beziehung zu den Stoffen hat. „Art making for me is understanding myself and the world around me“, so die Künstlerin.

So hat es die Frau, die alles verwebt mit den grellbunten Tüchern 2013 bis in den koreanischen Pavillon auf der Biennale von Venedig geschafft, 2017 war sie in Kassel auf der Documenta. In der Ausstellung „Weaving the World“ im Kunstmuseum Liechtenstein werden neben der bereits erwähnten Arbeit „The Needle Woman“ , Arbeiten aus den Jahren 1999 bis 2017 gezeigt, darunter das seit 2010 fortlaufende Projekt „Thread Routes“.

 

Kimsooja. Weaving the World
bis zum 21.1.2018, Kunstmuseum Liechtenstein
Städtle 32, Li-9490 Vaduz
Tel.: +423-235-0300
Di – So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 15 CHF, erm. 10 CHF
www.kunstmuseum.li

 

Text aus der kunst:art 58

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