Tizian, Tintoretto und Zeitgenossen

13.2. – 26.5.2019 | Städel Museum

Portrait of Alfonso d'Avalos, Marquis of Vasto, in Armor with a Page; Titian (Tiziano Vecellio) (Italian, about 1487 - 1576); Bologna, Italy; probably January - February 1533; Oil on canvas; 110 × 80 cm (43 5/16 × 31 1/2 in.); 2003.486

Die venezianische Malerei der Renaissance und ihre Meister, namentlich Tizian (1488/90–1576), Giovanni Belinni (1437–1516), Jacopo Palma il Vecchio (1479/80–1528), Sebastiano del Piombo (um 1485–1547), Lorenzo Lotto (um 1480–1556/57), Jacopo Tintoretto (um 1518/19–1594), Jacopo Bassano (um 1510–1592) und Paolo Veronese (1528–1588), sind für die Kunstgeschichte nicht wegzudenken. In der norditalienischen Lagunenstadt hat sich unter diesen Malern eine eigene Art der Renaissance herausgebildet, die vor allem auf die Wirkung von Licht und Farbe setzt. Tizian, der mit 646 Werken einer der produktivsten Künstler seiner Zeit war, galt unter den hervorragenden Künstlern in Venedig als primus inter pares.

Der venezianischen Renaissance-Malerei und namentlich Tizian widmet das Städelmuseum im Frühjahr eine große Ausstellung mit über 100 Meisterwerken, darunter auch mehr als 20 Bilder Tizians. Eine solche Ansammlung von Bildern Tizians gab es bisher noch nicht in Deutschland. Doch der Maler selbst ist gar nicht das erste Objekt des Interesses, das ist vielmehr der venezianische Renaissance-Stil und die Erklärung, warum sich noch Jahrhunderte später immer wieder Künstler auf die venezianische Renaissance bezogen haben.

In acht thematischen Abteilungen wird jeweils auf ein Charakteristikum der Renaissance Venedigs eingegangen, so zum Beispiel auf die Bedeutung der Landschaftsdarstellungen, Idealbilder schöner Frauen (die sogenannten „Belle Donne“) oder die Bedeutung der Farbe für Tizian und seine venezianischen Zeitgenossen. Der Rundgang durch die Ausstellung beginnt aber mit einer allgemeinen Einführung in das Venedig des 16. Jahrhunderts mit Hilfe des von Anton Kolb verlegten Riesenholzschnitts „Ansicht von Venedig“ (1498–1500), der Venedig erstmals aus der Vogelperspektive zeigt.

Der letzte Bereich des unteren Rundgangs widmet sich den angesprochenen Idealbildern schöner Frauen. Diese stellen eine eigene Gattung dar. Es handelt sich nicht um Porträts, sondern um Idealbildnisse der Frauen an sich, so zum Beispiel Sebastiano del Piombos „Dame in Blau mit Parfümbrenner“ (um 1510/11).

Im oberen Teil der Ausstellung geht es passenderweise mit dem Bildnis der Männer weiter: Tizians „Bildnis des Alfonso d’Avalos“ (um 1533) sei stellvertretend erwähnt, da die Lichteffekte auf den Rüstungen der Mächtigen, die Tizian und seine Zeitgenossen zu malen verstanden, unverwechselbar waren. Ohne dass jetzt alle Abteilungen erwähnt wären, geht es zum Schluss um die Rezeption der venezianischen Renaissancemalerei bis in die heutige Zeit. Eine Thomas Struth-Fotografie steht als Schlusspunkt: Museumsbesucher, die sich venezianische Malerei anschauen und dabei selbst zum Kunstwerk werden und der Betrachtung des Museumsbesuchers anfeilgegeben werden. Der Kreis hat sich geschlossen!

Tizian und die Renaissance in Venedig
13.2. – 26.5.2019
Städel Museum
Schaumainkai 63
D-60596 Frankfurt am Main
Tel.: +49-69-605098200
Di – So 10 – 18 Uhr, Do + Fr 10 – 21 Uhr
Eintritt: 14 – 16 €, erm. 12 – 14 €
www.staedelmuseum.de

 

Autor: Mathias Fritzsche, Bild: Städel Museum
Erstveröffentlichung in kunst:art 65

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Ein Thema jagt das nächste: Der Wochengipfel hält ein oder zwei Themen fest und bringt sie in Erinnerung. Was war vergangene Woche so wichtig, dass man Schnappatmung bekam und ist diese Woche dennoch schon vergessen? Oder über welche Nachricht hat man sich so gefreut, dass man auf den Balkon ging und die Nachricht für die ganze Welt in den Abendhimmel geschrien hat?