Drei Gründe, nach Budapest zu fahren …

bis zum 28.7.2019 | Hungarian National Gallery

Parlament und Margerittenbrücke (Foto: Jonas Gerwens)

Wenn es eine Rangliste der unterschätzten Städte Europas gibt, dann ist Budapest vermutlich einsamer Spitzenreiter. Kaum eine Stadt hat eine solche Fülle von Kultur und Architektur zu bieten. Dennoch löst die Erwähnung dieser Donauperle, auch „Paris des Ostens“ genannt, beim Gesprächspartner mit großer Sicherheit Erstaunen aus: „Ja, Budapest. Das soll schön sein …“. Vielleicht schreckten bis in die 1990er Jahre hinein die Schusslöcher in den Fassaden, die wie trotzig an den 1956er Aufstand erinnerten, manchen Besucher ab. Diese leicht martialischen Geschichtszeugnisse sind aber schon gut 20 Jahre entfernt und Budapest präsentiert sich – abgesehen von der politischen Ebene – weltoffen und bunt.

Zentral auf der Route der ersten Kontinental-U-Bahn gelegen, befinden sich links und rechts des Heldenplatzes das Museum der Schönen Künste und die Kunsthalle Budapest. Im Museum ist noch bis Ende Juni Michelangelo und die italienische Zeichenkunst des 16. Jahrhunderts zu sehen (neben der wirklich sehenswerten Sammlung). Der Gegenentwurf in der Kunsthalle: David Lynchs Small Stories werden dort noch bis zum 2. Juni gezeigt.

Auf der Budaer Seite der Stadt befindet sich der Burgpalast, der die Nationalgalerie beherbergt. Hauptaugenmerk der Sammlung und der Sonderausstellungen ist natürlich die ungarische Kunst vom Mittelalter bis heute – was häufig auch Kunst von Exilungarn sein kann. So ist derzeit im Rahmen des Bauhaus-Jubiläums das Werk von Andor Weininger (1899–1986) zu sehen, der schon mit Anfang zwanzig Ungarn verließ und letztlich in den USA verstarb. Ab den 90er Jahren war auch das „Ludwig Museum Budapest“ unter den Fittichen der Nationalgalerie hier ansässig, 2005 zog es jedoch auf die Pester Seite in das neugebaute Müpa Budapest. Im Süden der Stadt gelegen werden dort regelmäßig Sonderausstellungen gezeigt.

Im Norden der Stadt, unweit der Donau gelegen, befindet sich das Vasarely Museum. Wie so viele andere war auch Vasarely gebürtiger Ungar (wie auch Tony Curtis, George Soros, André Kostalany, Zsa Zsa Gabor und viele weitere) und seit bereits 1987 kann man dort seine Kunst betrachten. Zu der Sammlungspräsentation gesellen sich immer wieder Sonderausstellungen.

Wer neben der bildenden Kunst einen Ausgleich sucht, der wird vor allem im Spa-Bereich fündig. Zahllose Thermalbäder laden zum Verweilen ein und sind zudem auch architektonisch spannend. Am bekanntesten sind das Szechenyi in der Nähe des Heldenplatzes und das Gellertbad neben dem Hotel Gellert. Auch ein Besuch im Kaffeehaus New York gehört zum Pflichtprogramm, auch wenn dort eine Tasse Kaffee gut acht Euro kostet. Etwas günstiger kommt man bei den vielen kleineren und neueren Restaurants und Cafés weg, so zum Beispiel in der 9Bar, einem netten Bistro in der Nähe der St.-Stephans-Basilika. Dort bekommt man eine hausgemachte Limonade, die man so schnell nicht vergessen wird!

The Triumph of the Body
6.4. – 30.6.2019
Museum of Fine Arts Budapest
Dózsa György út 41
H-1146 Budapest
Tel.: +36-1-4697100
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 3.200 HUF (ca. 10 €), erm. 1.600 HUF (ca. 5 €)
www.mfab.hu

David Lynch. Small Stories
bis zum 2.6.2019
Mücsarnok
Dózsa György út 37
H-1146 Budapest
Tel.: +36-1-4607000
Di, Mi + Fr – So 10 – 18 Uhr, Do 12 – 20 Uhr
Eintritt: 2.200 HUF (ca. 7 €), erm. 1.100 HUF (ca. 3,50 €)
www.mucsarnok.hu

Bauhaus100. Abstract Revue
Andor Weininger
bis zum 28.7.2019
Hungarian National Gallery
Szent György tér 2
H-1014 Budapest
Tel.: +36-20-4397331
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 2.200 HUF (ca. 7 €), erm. 1.100 HUF (ca. 3,50 €)
www.mng.hu

Text: Christian Corvin
Bild: Jonas Gerwens
Erstveröffentlichung in kunst:art 67