„Serendipity“ ist das englische Wort für den Zauber der unverhofften Entdeckung, die in unseren Algorithmus-bestimmten Zeiten immer unwahrscheinlicher wird. Es geht zurück auf das persische Märchen „Die drei Prinzen von Serendip“, das die Kunstsammlung Neubrandenburg nun als poetischen Titel für die Ausstellung von Ruprecht von Kaufmann gewählt hat.
So überraschend, wie die drei Prinzen aus einer Fährte schlossen, dass sie von einem lahmenden Kamel mit einer schwangeren Frau auf dem Rücken stammen müsse, so überraschend sind auch die figurativen Bilder des 1974 geborenen Künstlers, der in Los Angeles studierte. Sie stellen den Betrachter vor ähnliche Rätsel. „You’ll never know“ heißt ein großformatiges Ölbild von 2019: eine Aufsicht auf ein nacktes Paar auf einem Bett, die zerwühlte Decke bedeckt nur ihre Füße. Sie wirken erschöpft wie nach einem heftigen Liebesakt. Jetzt haben sie sich voneinander abgewandt, liegen Rücken an Rücken. Was ist passiert? Ein genauerer Blick offenbart eine schemenhafte dritte Figur, die auf der Bettkante sitzt und ein Streichholz in der Hand hält. Hat er sie getötet?
Der Betrachter darf seine eigene Fährte suchen, ebenso wie im Bild „Der Zeuge“ von 2018. Er sieht einen Mann im Profil, die Kapuze des blauen Hoodies über den Kopf gezogen vor einer lila-pinken Tür und einer psychedelisch gemusterten Tapete. Der Mann macht sich Notizen, eine gelbe Einkaufstüte fliegt durch die Luft, und ein Kopf liegt herum. Diese Traumwelten verursachen ein Gefühl, als versuchte man, auf Wattewolken zu rennen, und käme nicht vom Fleck.
Ruprecht von Kaufmann
20.06.2019 -15.09.2019
Kunstsammlung Neubrandenburg,
Große Wollweberstr. 24
D-17033 Neubrandenburg
www.kunstsammlung-neubrandenburg.de
Text: Sabine Scheltwort
Bild: Kunstsammlung Neubrandenburg
Erstveröffentlichung in kunst:art 68
