Das, was man damals zusammenfassend (und ein wenig idealisierend) Künstlerkolonie nannte, hatte seit dem späten 19. Jahrhundert regen Zulauf: Mitten in der sich rasant beschleunigenden Industrialisierung kam in ganz Europa in entsprechend sensiblen Kreisen Unmut auf, Dichter und bildende Künstler zogen aufs Land. Die Nähe zur Natur schien eine heilsame Alternative zu den Problemen der Zivilisation. Kein Wunder also, dass in den deutschen Künstlerkolonien Worpswede, Hiddensee, Ahrenshoop, Usedom, Heikendorf, Dachau und Ferch in jeglicher Technik und Format Gemälde entstanden, die sich „dem“ Großereignis der pflanzlichen Natur, dem Baum, widmeten.
Als augenfällige Rhythmisierung des Bildausschnitts, als mythischer Recke in einsamer Landschaft oder als Lebensraum für Tiere, als Bau- und Heizmaterial, als Symbol der Kraft und Beständigkeit oder als wichtiger Baustein des Ökosystems – die sich sozusagen vom Baumstamm aus eröffnenden Perspektiven sind ungeheuer zahlreich. Das Kunstmuseum im mecklenburgischen Schwaan versammelt nun in einer Schau, die aus der Vereinigung der europäischen Künstlerkolonien noch die belgische Gemeinde Genk mit einbezieht, stimmungsvolle Beispiele aus dieser Zeit um die Jahrhundertwende von1900. Der Titel der Ausstellung, „Mein Freund der Baum“, Zitat eines bekannten Schlagerliedes, macht aber deutlich, dass das Thema auch für uns heute von großer, ja im Zeichen des Klimawandels gar prekärer Aktualität ist.
Mein Freund der Baum. Sammlungsstücke aus Künstlerkolonien
8.9. – 15.12.2019
Kunstmuseum Schwaan
Mühlenstr. 12
D-18258 Schwaan
Tel.: +49-3844-891792
Di – Fr 10 – 17 Uhr, Sa 13 – 17 Uhr, So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 4 €, erm. 3 €
www.kunstmuseum-schwaan.de
Bild: Kunstmuseum Schwaan
Erstveröffentlichung in kunst:art 69