Wegbereiterin der Moderne

29.01.2022 bis 8.5.2022 | Zentrum Paul Klee

In einer groß angelegten Retrospektive präsentiert das Zentrum Paul Klee in einer ersten Einzelausstellung in der Schweiz zahlreiche Arbeiten von Gabriele Münter aus verschiedenen Schaffensperioden. Als Wegbereiterin des deutschen Expressionismus zählt sie zu den herausragenden Künstlerinnen der Klassischen Moderne. Intensive Farben und eine reduzierte Formensprache prägen die für sie typischen Porträts und Landschaftsbilder.

Im Jahr 1886 begann Münter 19-jährig eine Ausbildung an einer privaten Damenkunstschule in Düsseldorf, da Frauen ein Studium an einer öffentlichen Kunstakademie damals noch verboten war. Der Tod ihrer Mutter kurz nach Beginn des Studiums veranlasste sie, nach Koblenz zu ihren Geschwistern zurückzukehren. Nach einer zweijährigen Reise durch die USA gemeinsam mit ihrer Schwester Emmy setzte Münter ihre künstlerische Ausbildung fort, dieses Mal in München an der Damenakademie des Künstlerinnenvereins.

Im weiteren Verlauf ihres Kunststudiums begegnete sie dem Maler Wassily Kandinsky in einem von ihm geleiteten Malkurs. Die beiden verliebten sich ineinander und blieben bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs privat und künstlerisch ein Paar. Als Russe musste Kandinsky nach Kriegsbeginn Deutschland verlassen. Lange Zeit stand Münter im Schatten ihres berühmten Partners, erst in den 1990er Jahren begann man ihren künstlerischen Nachlass als eigenständiges, innovatives Werk anzuerkennen.

Mit Kandinsky unternahm Münter ausgiebige Reisen: In Tunesien blieb das Paar drei Monate, hier entstand 1905 die Textilarbeit „Wolgaschiffe“, die Münter nach einem Entwurf von Kandinsky anfertigte. Ein Jahr verbrachten die Künstler in Paris und Sèvres, einem Vorort von Paris. Hier beschäftigte sich die Künstlerin mit dem Anfertigen von Linol- und Holzschnitten und konnte einen Erfolg verbuchen: Im Frühjahr 1907 findet ihre erste Ausstellung mit sechs Ölskizzen im „Exposition du Salon des Artistides Indépendant“ statt, zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen folgten.

In der von Männern dominierten Kunstwelt wusste Gabriele Münter sich zu behaupten, bewusst wandte sie sich von der klassischen Kunstausbildung ab und suchte den Kontakt zu innovativen Künstlerkollegen wie Wassily Kandinsky und Franz Marc. Sie war Mitglied in Künstlerkreisen wie der „Neuen Künstlervereinigung München“ und „Der Blaue Reiter“, zu deren Erfolg sie maßgeblich beitrug.

Typisch für ihr Frühwerk sind die intensiven Farben und die abstrakte Malweise, während sie sich in späteren Jahren einem naturalistischeren Stil zuwandte. Eine Kamera, die sie während ihrer Reise durch die USA geschenkt bekommen hatte, erweckte ihr Interesse am Fotografieren. Diese Zeugnisse aus jungen Jahren fokussieren den Blickwinkel Münters auf Menschen, Architektur und Landschaften. Neben den Fotografien werden Zeichnungen, Skizzen und Ölgemälde in der Ausstellung gezeigt.

Gabriele Münter war eine herausragende Künstlerin, deren zeitloses Werk bis in die heutige Zeit an Aktualität nichts eingebüßt hat.

 

 

 

Gabriele Münter. Pionierin der Moderne
29.01.2022 bis 8.5.2022
Zentrum Paul Klee
Monument im Fruchtland 3
CH-3001 Bern
Tel.: +41-31-3590101
Di – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 20 CHF, erm. 10 – 18 CHF
www.zpk.org

Text: Karin Gerwens
Bild: Zentrum Paul Klee
Erstveröffentlichung in kunst:art 84