Perspektivenwechsel: Face-à-Face

08.10.2022 - 02.04.2023 | Moderne Galerie - Saarlandmuseum Saarbrücken und Mudam Luxembourg – Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean

Kathia St. Hilaire Untitled, 2013-2020 Aquarelle sur papier monté sur bois 91,4 x 121,9 cm Collection Mudam Luxembourg - Musée d'Art Moderne Grand-Duc Jean Donation 2020 – Galerie Zidoun Bossuyt Luxembourg © Photo : Galerie Zidoun & Bossuyt, Luxembourg

Die Ausstellung Face-à-Face ist eine Kooperative zweier Institutionen auf höchstem europäischen Niveau. Die Modernen Galerie – Saarlandmuseum Saarbrücken tritt mit ihrem Sammlungsbestand in einen Dialog mit dem Mudam Luxembourg – Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean. Vice versa befinden sich Leihgaben aus dem luxemburgischen Bestand derzeit in Saarbrücken.
Die vom Kuratorenteam Marie-Noëlle Farcy und Vanessa Lecomte organisierte Doppelschau legt den Fokus auf die Besonderheiten der jeweiligen Sammlung, die teils historische, teils geografischer Natur sind. Schwerpunkt der 1924 begonnenen Sammlung für das Staatliche Museum – wie das Saarlandmuseum noch bis 1952 hieß – war moderne Kunst, vornehmlich französische und deutsche Avantgardisten des 19. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die älteste Arbeit der Ausstellung ist Auguste Rodins Polyphème aus dem Jahr 1888.

August Rodin, Polyphem, vers 1888, Gips, 24,4 x 17,5 x 14 cm,  Saarlandmuseum – Moderne Galerie, Sarrebruck © Photo: Stiftung Saarländischer Kulturbesitz © VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Das wesentliche jüngere Mudam mit seiner Gründung in den 1990er Jahren fokussiert sich gerade auf den Erwerb von Werken ab der Mitte des vergangenen Jahrhunderts und bildet daher mit seiner Sammlung einen perfekten Anknüpfungspunkt, um der Überblicksschau eine Stringenz zu verleihen. Werke aus dem Expressionismus, Surrealismus und Konstruktivismus bis hin zur Arbeiten der Gruppe ZERO sowie zahlreiche fotografische Exponate sind zu sehen. Gezeigt werden die Arbeiten in zwei voneinander getrennten Räumen, dem Ost- und Westflügel des Mudam, einem sehr herausfordernden Museumsbau des 2019 verstobenen Architektens Ieoh Ming Pei.

 

Ikonen der Kunstgeschichte wie Auguste Renoir, Otto Dix, Henri Matisse oder Alexander Archipenko trumphen für das Saarland auf, nicht weniger namhafte Künstler hat das Mudam etwa mit Nan Goldin oder Alicja Kwade zu bieten. Dabei ist die Ausstellung keineswegs als Wettstreit konzipiert – was aufgrund der Bestände, die bildlich gesprochen wie Äpfel und Birnen daherkommen, schon gar keine Basis zum Verlgeich böten –, sondern offenbart sich als gelungener Dialog, als Eröffnung eines Diskurses, den Kunst stets braucht.

Otto Steinert, Grand Palais I, 1955, Fotomontage auf Silbergelatinepapier, 59,7 x 33,6 cm, Saarlandmuseum – Moderne Galerie, NI 468540011001, © Photo : Bildarchiv Saarlandmuseum
 

Eine Ausstellung wie diese, erlaubt es schließlich auch den Blick oder den Blickwinkel auf die eigene Sammlung zu ändern, wie etwa die gelungenen Hängung von Otto Steiner und Monika von Bosch nebeneinander beweist, wenngleich beide Künstler aus dem Saarlandmuseum stammen.

Im Westflügel sind die Werke wesentlich stärker auf das figurative wie menschliche Moment bedacht, wohingegen die Arbeiten im Ostflügel das Amorphe, Materielle sowie die Erkundung der Naturkräfte als einen Nenner aufweisen können.

Insgesamt werden Werke gezeigt von:

Saarlandmuseum Sammlung
Alexander Archipenko, Rudolf Belling, Hans Bellmer, Monika von Boch, Giorgio de Chirico, Otto Dix, Max Ernst, Lyonel Feininger, Georg Grosz, Norbert Kricke, Henri Laurens, Fernand Léger, Heinz Mack, Henri Matisse, Ludwig Meidner, László Moholy-Nagy, Otto Piene, Albert Renger-Patzsch, Auguste Renoir, Auguste Rodin, Josef Scharl, Jan J. Schoonhoven, Otto Steinert.

Mudam Sammlung
Emily Bates, Beaurin Domercq, Katinka Bock, Miguel Branco, Giulia Cenci, Pascal Convert, Helmut Federle, Roland Fischer, Nan Goldin, Germaine Hoffmann, Dom Sylvester Houédard, Alicja Kwade, Lee Bul, Mark Lewis, Edward Lipski, Little Warsaw, utz & Guggisberg, Isabelle Marmann, Andrea Mastrovito, Rui Moreira, Silke Otto-Knapp, Yazid Oulab, Michel Paysant, Tobias Putrih, François Roche/R&Sie(n), Nedko Solakov, Kathia St. Hilaire, Janaina Tschäpe.